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R d E - Revolution der Erben
Hier sind sie: Die phantastischen Abenteuer der Thora, des goldenen Drachens und vieler Phantasiegestalten in einem Textrollenspiel der Extraklasse. Tritt ein in die Community der Fantasy und starte mit Deinen neuen Ideen das Abenteuer Deines Lebens...
Wer eifriger Leser ist, der hat erkannt, dass sich die Handlung bisher fast nur auf zwei Personen beschränkt. Das ist zum einen der Schreiber Silas, der die ganze Geschichte, so wie Kira sie in einer anderen Zeit erlebt hat, aufschreibt. Und zum anderen ist da der 13-jährige Kira selber, der im Moment erstaunliche Abenteuer besteht. Und das in einer Zeit, die nichts mit der Zeit des Rollenspiels zu tun hat. - Oder doch?
Wer jetzt außer eifriger Leser auch eifriger Mitdenker sein sollte, der hat erkannt, dass beide Geschichten irgendwie etwas miteinander zu tun haben und dieses sogar bald noch mehr.
Manchmal hat man sogar den Eindruck, Ronel und Minto steckten irgendwie bei den Elben im Fluchwald fest und kommen nicht weiter. - Haha, interessanter Gedanke. Denn dann müsste es bei Mor'anh, der über die blauen Berge geritten ist, um Jonal bei der Suche nach dem verschwundenen Silberglanz zu helfen, ja auch so sein. Und Jonal, der mit seinem letzten noch lebenden goldenen Drachen Naiiro zum Alten Wachtturm unterwegs ist, müsste ebenfalls irgendwie feststecken.
Na, dämmerts?
Es ist alles nur eine Frage der Zeit...
Zuletzt von Jonal am Fr 25 Mai 2012 - 2:51 bearbeitet; insgesamt 5-mal bearbeitet
Gast Gast
Thema: Trotzdem immer schön ruhig bleiben Di 11 Okt 2011 - 7:42
Schreiber Silas: Trotzdem immer schön ruhig bleiben
„Komisch“, unterbricht Kira sich selber beim Erzählen und mich beim Niederschreiben seiner Abenteuer.
„Was ist komisch?“ frage ich und blicke auf.
„Na, dass du nicht mal zumindest einmal zusammen geschreckt bist, als ich das von den schrecklichen Kreaturen erzählte.“
Ich seufze tief und schaue abwechselnd meine Hände und ihn an. Dann nehme ich meine PC-Brille ab und mache sie lange und umständlich sauber. Alles Taktiken, um die Antwort hinaus zu zögern. Aber lange kann ich das nicht durchhalten, irgendwann muss ich antworten. Ich seufze also noch einmal ziemlich tief und lange.
„Weil … weil …“
Verdammt, warum fällt es so schwer, die Wahrheit darüber zu sagen, was man wirklich denkt und von der ganzen Sache hält. Vielleicht, weil er noch ein Kind ist? Ein kleiner Junge, der lebhafte Phantasien hat und die wahrscheinlich so sehr durchlebt, dass er sie für real hält? Soll ich ihm das erzählen, dass ich das glaube? Und nichts von alldem, was er so erzählt? Und was ist, wenn seine kindliche Seele dadurch, dass ich ihm die Wahrheit erzähle, einen Knacks bekommt?
Und auch, wenn das, was er über sich selber erzählt, stimmen sollte, dann ist da immer noch die Frage: Wie weiß er das mit den beiden Thora?! Denn er war im Tunnel und Ronel hat ihm nichts erzählen können. - Also: Was stimmt hier nicht?!!!
Kira schaut mich wartend an und als ich jetzt endlich antworten will, legt er einen Finger an seine Lippen. „Psst, sag jetzt nichts. Du glaubst mir nicht, oder?“
Ich will antworten, aber Kira bringt mich mit einer Handbewegung wieder zum Verstummen. „Ist nicht weiter schlimm. Ich hatte es schon vermutet. Und du willst es mir nicht sagen, weil ich noch zu jung bin, deiner Meinung nach, und meine kindliche Seele einen Knacks erhalten könnte. Stimmts?“
Ich bin erstaunt über seine Vermutungen, nicke aber nur stumm und will schon damit ansetzen, mich zu entschuldigen, aber er unterbricht mich ein weiteres Mal: „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. - Genügt es dir, wenn ich dir einen kleinen Beweis dafür liefere, dass alles stimmt?“
Als ich erneut stumm nicke, läuft er zum Fenster und öffnet es weit. Dann führt er zwei Finger an seine Lippen und lässt einen so lauten Pfiff hören, dass ich meine, sämtliche Gläser müssten davon zerspringen.
Und dann höre ich zum ersten Mal Kira’s Beweis Nummer Eins in Form von kräftigen Flügelschlägen und einem lauten „Kjaiii“. Das Rauschen der Flügel wird immer lauter und plötzlich ist das gesamte Fenster ausgefüllt von einem Wesen der Gattung Greifvogel, der es sich trotz seiner riesigen Größe auf Kira’s ausgestrecktem Arm gemütlich macht.
„Aysha, das ist Silas, der unsere Abenteuer schreibt. – Silas, das ist mein Freund Aysha!“
Ich stehe erstaunt auf und bewundere stumm und ungläubig die Größe dieses wunderschönen Greifvogels. - „Ich habe ihm das erzählt, was Ronel und Minto erlebt haben!“
Es war nicht Kira, der da gesprochen hatte. Und auch kein Gespenst oder ein kleiner Mann in meinem Ohr. - Nein.
Aysha hatte gesprochen …
Gast Gast
Thema: Der kristallene Berg Mi 12 Okt 2011 - 8:33
Kira: Der kristallene Berg
Viele der steinernen Kreaturen hatten große Ähnlichkeit mit Dämonen, Monstern und Teufelsgestalten: ihr heimtückischer Blick, das gierige Fletschen der Zähne, die jeder Kira bekannten Tiergattung fremde Art des Körperbaus, der Arme und der Beine. Kira hatte noch keine Horrorvision gesehen, in dem eine solche Ansammlung von scheußlichen Monstern vorgekommen wäre. Und zwischen den Kreaturen des Wahnsinns hockten immer je zwei Wesen, die ihm durchaus bekannt vorkamen und sein Herz erregt schneller schlagen ließ: Drachen und … Wildkatzen - als Steinstatuen einer irrsinnig langen Allee. Ihr Anblick jagte Kira kalte Schauer über den Rücken. Und noch etwas beunruhigte ihn.
Es war seltsam: Obwohl die Fratzen und die Gestalten dieser Teufel eindeutig aus Stein gehauen waren, hatte Kira vor allem bei den Drachen und den riesigen Katzen das unbestimmte Gefühl, dass die Kreaturen nur für einige wenige Augenblicke zur Bewegungslosigkeit erstarrt wären.
Ihm war, als ob die Statuen … lebten.
Und als er zwischen den steinernen Ungeheuern die Allee in Richtung des kristallenen Berges durchschritt, vermeinte er geradezu zu spüren, wie sich Blicke in seinen Rücken bohrten: Blicke aus Augen, die eigentlich nichts sehen konnten, Blicke wie Glutstückchen direkt aus den Feuern der Hölle. Und als er noch genauer hinsah, bemerkte er, dass ganz plötzlich einige Statuen fehlten - einige von den großen Katzen …
Es wurde ein grausiges Spießrutenlaufen, dass er nur dadurch gewann, indem er schneller und immer schneller lief, sich nicht umdrehte und nur einen einzigen Gedanken verfolgte: „Wie geht es Aysha?!“ Dieser Gedanke wirkte wie ein Wunder, sodass er das Gefühl hatte, mit seinen Füßen vom Boden abzuheben und zu fliegen ... weit fort ... weg von diesen schrecklichen Gestalten, die einzig und allein gekommen waren, um ihn ...
Kira erschrak, als seine Füße plötzlich Halt machten und er schnaufend mit schmerzhaft stechender Seite vor einem riesigen goldenen Tor stand, welches fast wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Die Torflügel waren nur angelehnt, als würden sie jemanden erwarten. Er wischte sich den Schweiß ab, trat durch das Tor und blieb wie angewurzelt staunend und überwältigt von der Pracht vor Ehrfurcht stehen.
Ihm war es vorher nicht aufgefallen, die ganze Strecke nicht, weil er nur den einen Gedanken gehabt hatte, den steinernen Monstern zu entkommen. Dabei hatte er aber auch nicht nach vorne geschaut und ihm war dieser gewaltige Glanz deshalb vorher nicht aufgefallen.
Und trotzdem stand er jetzt ruhiger denn je davor, hielt sich die schmerzende Hüfte und staunte mit offenem Mund über den Riesenkristall, der vor ihm in die Höhe wuchs und beinahe den Himmel berührte. Und noch etwas spürte er: eine fast magische Kraft, die ihn immer näher zog, immer näher und näher, bis er das Äußere des Kristalls berührte und … hindurch fiel.
Es war ein seltsames Gefühl. So als ob er durch einen Vorhang aus eiskaltem Wasser getreten war, durch das herabfallende Wasser eines Wasserfalls, um gleich wieder in die wärmende Umgebung eines Hochsommers zu geraten.
Und eine Stimme war zu hören. Eine tiefe und wohlklingende Stimme, die Sanftmut und Güte vermuten ließ:
„Hallo Kira. Ich habe dich erwartet. Herzlich willkommen in meinem Reich.“
Eszira Gast - Nicht mehr aktiv
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Und so beginnt es , weit weg, in einem abgelegenen Land, hinter Wäldern, wo man nichts von den Geschehnisse außerhalb Goschuras weiß ...
Die Sonne bezwang langsam den nachtdunklen Himmel. Ihre Strahlen tauchten die Wälder, die Berge und die riesige Grasebene in rosiges Licht. Sie erreichte mit ihren goldenen Fingern die Halle der Herren zu Tsorondor, die mitten in dieser savannenartigen Landschaft stand. Sie spielten mit den vergoldeten Schnitzereien des Palastes. Sie leuchtete alle Ecken des Daches aus und tauchte die dort angebrachten Skulpturen der Plantakatzenköpfe in ein helles Sonnenlicht - die Wappenzeichen des Geschlechtes zu Tsorondor. Im Kampf gegen sie, mussten alle Kriegergenerationen ihre Tapferkeit beweisen. Die Sonnenstrahlen wanderten weiter zu den Yoomeebäumen und den Schirabüschen im Innenhof der Halle bis sie den riesigen, heiligen Tschalakalobaum erreichten und in Sonne badeten. Er stand seit Anbeginn der Zeiten an dieser Stelle. In seinem Schatten wurde vor Urzeiten diese Halle aus den Stämmen der Bäume, die einstmals in dieser Ebene wuchsen, erbaut. Seine Kraft übertrug sich auf alle Söhne und Töchter des Geschlechtes der Tsorondor und behütete sie.
Aschoko ter Tsarandul hieß der Herrscher, der heute das Wort auf Tsorondor und in Goschura führte. In der Halle kamen seine Freunde zusammen, sangen Lieder über ihre geschlagenen Schlachten, ließen ihre Becher kreisen und schwelgten in Erinnerungen an ihre Heldentaten. Seine Zeit als großer Kriegsherr war lange vorbei, sein Haarkamm ergraut, der dunkelbraune Mittelstrich auf seinem Rücken verblasst und seine Beine etwas müde geworden. Zwei Leidenschaften füllten sein Leben aus – sein Leben für die Goschuren und vor allem seine Liebe zu Eszira – seiner Tochter. Nach dem Tod seiner Frau im letzten Jahr hang er an ihr voller Leidenschaft. Er spürte den hellen Funken der Kriegerin in ihr und hoffte, dass sie in seine Fußstapfen treten würde. Er hatte ihre Ausbildung in die Hände des Meisters Da-o gelegt, den er schon sein Leben lang, wie ihm vorkam, kannte. Er hatte ihn irgendwann und irgendwo - er wusste es nicht mehr - kennengelernt und in seine Dienste genommen. Klein und schmächtig schien er. Zäh und stark war er. Einer der besten Tschan-Tschi-Meister, den er je erlebt hatte. Er hatte ihm die Ausbildung seiner Tochter anvertraut. Ihre Ausdauer, ihre Schnelligkeit und ihre Disziplin … Er war vernarrt in sie, aber dennoch nicht ohne Sorge, da ihre Reifeprüfung immer näher rückte. Dann erst würde es sich herausstellen, ob sie eine Kriegerin der Halle von Tsorondor werden würde.
***
Zuletzt von Eszira am Di 18 Okt 2011 - 21:06 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Eszira Gast - Nicht mehr aktiv
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Als die ersten Sonnenstrahlen in Esziras Zimmer fielen, reckte sie ihre Glieder und sprang aus dem Bett. Die kalte Dusche weckte ihre Lebensgeister. Mit dem Handtuch rubbelte sie ihre hellbraune samtige Schuppenhaut rot. Ihr Blut pulsierte spürbar in den Adern. Sie bürstete kurz ihren rotleuchtenden Haarkamm. Zum Schluss schlüpfte sie in ihre Übungskombination. Estszira sog hörbar die Luft tief in ihre Lungen und stieß sie prustend wieder aus, dehnte die Arme und Beine und lief, wie an jedem Tag, in den Trainingsraum.
Dort nahm sie aus einem reich geschnitzten Holzkästchen ihre beiden kleinen Silberdolche heraus, die wie Spielzeuge in ihren kräftigen, vierfingrigen Händen wirkten. Mit ihnen übte sie täglich den "Tanz der Dolche", das Tschan-Tschi.
… Sie senkte den Kopf, schloss die Augen und versenkte sich in eine meditative Ruhe. Nur noch sie und ihre Waffen gab es. Einatmen … Ausatmen ... Ihre Arme beschrieben einen großen Innenkreis und kreuzten sich vor ihrem Gesicht. Ihre Tschan-Tschi-Dolche verkörperten die Verlängerung ihrer Hände. Am tiefsten Kreispunkt vollführte sie einen kraftvollen Ausfallschritt nach vorn und gleichzeitig schnellten ihre Arme in die gleiche Richtung. Langsam breitete sie diese wieder bis in die Waagerechte aus. Ein kurzes Klicken und auf beiden Seiten der Dolche klappten kleine, scharfe Klingen auf. Mit kräftigem Schwung, unterstützt von einem energischen Schritt, schnellten ihre Arme mit einer schneidenden Bewegung nach links und stießen zu begleitet von einem rauen Schrei ...
Disziplinierte Bewegungen in tänzerischer Leichtigkeit, kraftvoll und dennoch absolut tödlich für einen Angreifer, das lehrten die Kampfübungen des Tschan-Tschi. Eszira beherrschte sie meisterlich.
Kurz vor dem Ende des Tanzes der Dolche betrat Da-O den Übungsraum. Er blieb an der Tür stehen und beobachtete Eszira. Sie verknüpfte die Figuren mit einem Geschick und einer Eleganz, die ihn immer wieder verwunderte. Die Goschuras waren sehr groß und vielleicht sogar etwas grobschlächtig, aber das vergaß man schnell, wenn sie das Tschan-Tschie zelebrierten. Nachdem Estzira die Schlussfigur beendet hatte, ging Da-o auf sie zu. Seelengröße und Beherrschtheit strahlte er aus, wie er in seinem schlichten grauen Gewand und seinem weißen, zu einem Zopf geflochtenen Haar, vor ihr stand. „Eszira, du bist ein Quell ständiger Freude, wenn ich sehen kann, wie sicher und perfekt du das Tschan-Tschi beherrschst. Du bist eine wahre Künstlerin.“
„Meister Da-o, ich grüße dich!“ Sie verneigte sich leicht vor ihm. „Und ihr beschämt mich“, bekannte Estszira leise.
„Wieso beschäme ich dich? Sagt dein Selbstvertrauen dir nicht dasselbe?“
„Meine innere Stimme spornt mich zu Höchstleistungen an. Hab ich sie schon erreicht? Nein! Weißt du, die Figur Katzensprung scheint mir noch nicht geschmeidig genug ausgeführt.“
„Du bist nicht so leicht zufrieden zu stellen. Das gefällt mir Eszira. Nur wahre Meister wissen, dass sie nie auslernen“, lächelte Da-o sie gutmütig an.
Estszira schlug verlegen die Augenlider nach unten.
„Weißt du, Mut, Selbstvertrauen und ein großes Maß an Können, das zeichnet deinen Kampfstil aus. Ich glaube, du bist jetzt für den Initiationsritus bereit. Ich sehe das, ich fühle es.“
„Meister, was? Ist der Tag nun endlich gekommen?“ Sie vollführte einen Luftsprung. Verlegen verstummte sie wieder. Sie wollte sich nicht wie ein kleines Kind aufführen. Sie war keins mehr!
Da-o lachte laut und sagte dann ernst: „Eszira, du bist perfekt. Du wirst als Schülerin in den Wald gehen, und als Kriegerin wieder herauskommen.“
„Meister Da-o, bei allem Respekt, es ist nicht wahr, dass ich schon perfekt bin.“
„Eszira, du wirst dich dem Ritus stellen!“, rief er sie ernst zur Ordnung. „Und - keine Angst, das bedeutet nicht das Ende unserer Zusammenarbeit“, griente Meister Da-o. Kleine Fältchen um seinen Augen gaben ihn ein verschmitztes Aussehen. „Wir werden jeden Tag, nachdem du zurückgekehrt bist, üben, immer wieder üben ... üben ... üben ..., denn nur so wird sich dein Können festigen und jeder Herausforderung standhalten.“
Um Estziras Mund spielte ein Lächeln. Ja, Meister Da-o hatte Recht. Ich bin bereit.
„Übrigens“, bemerkte Da-o leichthin, „deinem Vater habe ich schon mitgeteilt, dass du soweit bist. Er erwartet dich, wenn die Sonne den Zenit überschritten hat. Rüste deinen Dolch Kantschaa für den Kampf, gehe in dich und meditiere“, er verschränkte seine Arme vor der Brust, deutete eine Verbeugung an und verließ Eszira.
***
Zuletzt von Eszira am Di 18 Okt 2011 - 21:07 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Eszira Gast - Nicht mehr aktiv
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Voller Glück erhobenen Hauptes und mit Schritten, die fast schwerelos wirkten, kehrte sie in ihre Gemächer zurück. Sie holte ihren Dolch Kantschaa hervor, hielt die Stichwaffe ins Sonnenlicht: Glänze und führe mich zum Sieg! Die Strahlen brachen sich in dem mehrfach gefalteten, blanken Stahl der Klinge, die fast die Größe eines Kurzschwertes maß. Sie strich bedächtig über die feinziselierte Klinge, las die Worte neben der Blutrinne Feinden den Tod, Freunden das Leben. Der Griff des Dolches war schlicht, aus Holz geschnitzt, fühlte sich warm an und glatt, ihrer Hand angepasst, sodass sie ihn sicher führen konnte. Ja, du wirst mir dienen! Wir werden den Ritus bestehen. Wir beide – du und ich. Mit einem triumphierenden Lächeln legte sie ihn griffbereit aufs Bett.
Langsam und bedächtig streifte sie jetzt ihre Kampfmontur über. Sie kroch in die Beine des Overalls, der das Muster des Waldes nachbildete. Langsam zog sie ihn weiter nach oben, schlüpfte in die Ärmel, zog den Reißverschluss zu. Wie eine zweite Haut schmiegte sich der Anzug um ihren Körper, zwängte sie nicht ein, aber gab ihr Halt. Das Material war der Schlangenhaut nachempfunden und besaß biegsame aber schwer durchdringbare Schuppen. Estszira nahm ihren Dolch Kantschaa und begab sich vor die Halle zum heiligen Tschalakalobaum.
Als sie vor ihm stand, wanderte ihr Blick fast liebevoll seinen knorrigen Stamm mit der rauen Borke hinauf. Kalo nannten sie ihn. Mehrere Goschuras brauchte es, ihn zu umspannen. Ihr Blick ging weiter in die Krone des Baumes. Kleine, herzförmige Blätter bewegten sich leicht im Wind. Eines der Blätter, etwas welk, segelte wie eine Feder herab. Sie verfolgte den Flug des Blattes, bis es auf das weiche Moos sank, welches die sich windendenden, schlangenförmigen Wurzeln umgab. Dieser Baum war wie die Goschuras. Fest im heimatlichen Boden verankert, das ganze Jahr Blätter treibend, immer kleine braune Früchte tragend, aus denen nahrhafter Brei gekocht werden konnte. Die Früchte symbolisierten in der Vorstellung der Goshuras Tschala, die Ernährerin der Welt.
Estszira stellte sich feierlich vor den Baum. Sie senkte erst ihr Haupt, dann kniete sie nieder. Mit einer kraftvollen Bewegung stieß sie den Dolch Kantschaa in das Erdreich. Sie hob ihre Arme, als wollte sie den Baum umarmen: „Kalo, gibt mir die Kraft und den Mut, meine Prüfung zu bestehen. Lass die Stärke deiner Wurzeln in meinen Dolch Kantschaa übergehen. Lass die Klinge unbesiegbar werden. Hilf deiner Goschura-Tochter, die dich achtet und ehrt.“
Dann zog sie die Klinge aus dem Erdboden, hielt sie an den Stamm des heiligen Baumes: „Mutter Tschala, du weißt, dass ich immer in deiner Schuld stehen werde und dass ich dich liebe. Du bist die Ernährerin der Welt. Du hast meinen Teller gefüllt, damit ich meine Stärke entwickeln konnte. Beschütze mich weiterhin, stehe mir bei und lass mich den Ritus erfolgreich abschließen.“
Die Blätter des Baumes raschelten, also ob sie Estszira verstünden und ein einzelnes Blatt segelte herab und fiel auf ihre Hand:
„Danke Mutter Tschala. Du hast mich erhört und gesegnet.“ Nach einer abschließenden Verbeugung begab sich Eszira in ihr Zimmer, setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden und versenkte sich in Meditation. Tiefe Ruhe überkam sie.
Als die Sonne ihren Zenit überschritten hatte, trat leise der Tschan-Tschi-Meister Da-o in Esziras Gemach. Mit einem summenden Laut holte er sie aus ihrer Meditation. Esziras Erstarrung löste sich, sie öffnete ihre Augen und erblickte Meister Da-o: „Es ist soweit?“
„Ja, meine Schülerin. Dein Vater erwartet dich. Übergib mir bitte deinen Dolch Kantschaa.“
Gehorsam übergab Estszira ihrem Meister den Dolch. Dann gingen sie in den Innenhof der Halle. Vor ihr schritt Meister Da-o, den Dolch auf den vorgestreckten Innenflächen der Hände tragend. Ihm folgte in respektvollem Abstand Eszira. Vor dem Herrn der Halle blieben sie stehen, wie es das Ritual vorschrieb. Aschoko ter Tsarandul stand stolz in der Mitte des Innenhofes. Er hatte sein rituelles Gewand angelegt. Das dunkelgrüne Wams zeigte auf der Brust einen mit silbernen Fäden fein gestickten Plantakatzenkopf. Sein schwarzer, samtener Umhang zierte eine silberne mäandernde Bordüre. Meister Da-o übergab den Dolch Kantschaa an Aschoko ter Tsarandul und trat einen Schritt zur Seite.
Eszira stand nun allein ihrem Vater gegenüber. Der wandte sich ihr zu und begann: „Tochter der Halle zu Tsorondor. In dir vereinen sich die Generationen unserer Vorfahren. Unsere Ahnen kämpften mit Mut und Leidenschaft an der Seite der Herrscher unserer Welten. Wir, die Auserwählten, ehren unseren Stammvater Tsorondor und werden die Unbeugsamen genannt, die sich im Kampf für die Freiheit und für Goschura seit jeher aufopferten.
Tochter der Halle zu Tsorondor, du hast heute zu beweisen, dass du eine würdige Tochter unseres Stammvaters bist. Du hast heute zu beweisen, dass auch du die Unbeugsame genannt werden kannst. Geh nun als Eszira in den Wald und komme als Kriegerin zu uns zurück und lege mir die mächtige und Furcht erregende Plantakatze vor die Füße. Der Tod dieses Tieres wird dein Eintritt in die Welt der Krieger sein. Tritt zu mir und empfange deinen Dolch Kantschaa. Möge dir ein guter Kampf beschieden sein und möge er dir den Sieg über die Plantakatze gewähren. Verdiene dir deinen Namen als Kriegerin!“
Bei diesen Worten schritt Eszira langsam auf den Herren der Halle Tsorondor zu und nahm gehorsam ihren Dolch aus seinen Händen entgegen.
Feierlich sprach sie ihren Eid: „Herr der Halle zu Tsorondor, ich gelobe, meine Ahnen um unseren Stammvater Tsorondor, zu achten und zu ehren. Ich gelobe, ihnen und dir keine Schande zu bereiten und werde eine riesige Plantakatze vor deine Füße legen. Ich gelobe, dass ich als Kriegerin aus dem Wald zurückkomme und mir meinen Namen verdient habe, ansonsten möge er aus den Büchern unseres Hauses getilgt werden.“
Sie verbeugte sich vor ihren Vater, drehte sich langsam um und schritt dem Ausgang des Innenhofes entgegen ohne noch einmal zurückzuschauen.
Meister Da-o kam auf sie zu und schärfte ihr zum Abschluss ein: „Eszira, sei vorsichtig und wachsam, die Plantakatze ist heimtückisch. Sie schleicht sich ganz leise an, leiser als ein Blatt von einem Baum fallen könnte. Schärfe dein Unterbewusstsein. Du wirst es fühlen, wenn sie in deiner Nähe ist. Lass dich nicht von ihr zum Narren halten.“
„Meister, ich habe Angst. Ich habe schon soviel Schreckliches aus Legenden über diese Katzen gehört. Noch niemals habe ich eine lebendig vor mir gesehen. Werd ich zurückkehren? … und der Wald, ich war noch nie dort. Wird er dunkel sein, werden mich noch andere Tiere erschrecken?“
„Habe keine Angst Eszira, du bist eine gute Kämpferin. Deine Sinne sind ausgebildet, du wirst das Biest erlegen können. Der Wald wird dunkel sein und vielleicht wirst du noch anderen Tieren begegnen. Aber du bist Eszira, die Kämpferin, und kein kleines Mädchen. Reiß dich also zusammen. Du weißt, Tschala hat dich gesegnet und Kalo ist bei dir. Ich glaube an dich. Was sollte dir also passieren?“
„Dann glaubt wenigstens einer an mich“, seufzte sie leise. „Die Plantakatzen sind riesig und mächtig, sehr schnell und geschmeidig. Hoffentlich halte ich ihnen stand. Es wird ein Kampf auf Leben und Tod werden. Ich will nicht sterben, Meister Da-o. Ich will leben!“
„Eszira, nur wenn du an dich glaubst, wirst du lebend aus dieser Prüfung hervorgehen. Denk an deine Stärke und an deinen Mut. Du wirst wieder zurückkommen. Ich werde dich erwarten. Du darfst nicht an deinem Können zweifeln. Nun mach dich auf. Vergiss nicht, meine Gedanken weilen immer bei dir.“ Meister Da-o wandte sich um und ging. Eszira eilte mit schnellem Schritt dem Wald entgegen. Ihre Reifeprüfung begann.
***
Mor'anh Im Volk aufgenommen
Anzahl der Beiträge : 103 Anmeldedatum : 16.03.10 Alter : 50 Ort : Santiago de los Caballeros de Mérida, Venezuela
Eine sehr hügelige Landschaft lag vor ihnen und Mor’anh versuchte von einer etwas größeren Erhebung aus das Land zu überblicken. Dort, weit hinten, da müsste Thoranien beginnen und damit, etwas links gehalten, der Fluchwald, wo die Elben wohnen. Dort wollte er hin, vielleicht hatte Jonal ja den gleichen Gedankengang gehabt.
Mor’anh war noch niemals in diesem Teil der Welt gewesen. Aber er wusste aus den Schilderungen von Jonal und Naiiro so ziemlich genau, wo was lag. Und obwohl er erst 15 Jahre alt war, hatte er seine siebte Späherprüfung, die eigentlich erst zwei Jahre später kommen sollte, mit ausgezeichnetem Erfolg bestanden. Also wäre es doch wohl ein Klacks, mit etwas Spürsinn die Elben zu finden.
Wenn da nur nicht dieses Gefühl wäre, beobachtet zu werden.
Mor’anh drehte sich im Sattel um. Nichts. Nur der Wald, aus dem er vorher gekommen war und die hügelige Landschaft vor ihm. Missmutig, weil er nichts erkennen konnte, trieb er Racho an. Aber nach zwei Schritten blieb Racho wieder stehen und schnaubte. Dann warf er den Kopf hin und her und wieherte laut.
„Was ist los, Racho?! Spürst du es auch?“
Racho wieherte nochmal und stampfte, als wenn es eine Bestätigung sein sollte, mit einem Vorderhuf dreimal fest auf. Und schon wieder verspürte Mor’anh dieses unbestimmte Gefühl, als ob er von schwarzen Augen angestarrt werden würde.
„Kommt raus, wenn ihr was zu sagen habt, und kämpft mit offenen Karten!“ schrie Mor’anh heraus und schwenkte seinen Speer in die Höhe.
Ganz plötzlich war das Gefühl fort. Von einem Augenblick zum andern. Racho wurde auch wieder ruhiger, sodass Mor’anh ungläubig den Kopf schüttelte.
„Was war das bloß“, murmelte er. „Das war jetzt das zweite Mal.“
Langsam ritt er den Hügel herunter und schlug die Richtung ein, wo er den Fluchwald vermutete.
Mit ruhigen und langen Schlägen seiner im Sonnenlicht golden glänzenden Flügel umrundete Naiiro den Alten Wachtturm. Von oben betrachtet sah er aus wie eine mehrstöckige Blockhütte mit dem Unterschied, dass hier kein klobiger Schornstein vorhanden war, aus dem sich gemütlich eine graue Rauchfahne kringelte.
„Soll ich versuchen, auf dem Podest zu landen?“ fragte Naiiro vorsichtig.
„Oh nein!“ wehrte Jonal ab. „Siehst du nicht, dass seit unserem letzten Besuch hier alles etwas verfallen aussieht?“
„Also nach unten“, antwortete Naiiro.
„Ja bitte“, lachte Jonal. „Und direkt vor der Haustür auf dem roten Teppich, mein Herr.“
„Jaaa, das täte dir so passen. Hohohooo“. Naiiro schüttelte sich im Gleitflug nach unten, sodass Jonal sich kräftig festhalten musste, um nicht herunter zu fallen. Dann landete er sanft, legte die Flügel wieder an und deutete mit dem Kopf eine Verbeugung an. „Bitte mein Gebieter, wir sind gelandet. Alles absteigen und die Türen schließen!“
„Oller Knallkopp“, lachte Jonal, als er von Naiiros Rücken herunter rutschte. Dann lief er zur Tür und wollte sie aufmachen. Aber kaum hatte er sie berührt, fiel sie mit einem lauten Krachen nach drinnen und wirbelte dabei soviel Staub auf, dass Jonal einen Hustenanfall bekam. „Hier ist ... lange nicht mehr ... geputzt worden“, vermutete er niesend.
„Geh mal zur Seite, ich puste mal durch.“ Naiiro holte tief Luft und stieß einen warmen Luftstrahl durch die unteren Stockwerke, sodass die Fensterläden klapperten, als der Wind mit dem Staub durch die Fenster fegte. „So, kannst reingehen. Aber sei vorsichtig. Ich glaube, die untere Treppe könnte etwas morsch sein.“
„Okay, ich bin vorsichtig“, versprach Jonal und trat durch die Türöffnung ins Innere des alten Turms. So wie es aussah, war seit seinem letzten Besuch wohl jemand da gewesen und hatte das Bett repariert. Aber das war sicher auch eine lange Zeit her, denn es lag trotz Naiiro’s Pusterei immer noch eine dicke Staubschicht darauf und, abgesehen mal von den unzähligen Mäusespuren, waren irgendwelche Spuren intelligenterer Lebewesen nirgends zu entdecken. Vorsichtig fasste er das Geländer der Treppe, die nach oben führte und wo Naiiro vermutet hatte, dass sie morsch sein könnte. Er betrat deshalb nicht die Mitte der Stufen, sondern hangelte sich an den Rändern entlang. Oben in dem Raum, der eine nach außen führende Plattform, einen Kamin und eine weitere aufwärts führende Treppe hatte, war ebenfalls nichts zu entdecken. Nur eben die geborstenen Bretter und Kisten, die bei dem damaligen Kampf zu Bruch gegangen und jetzt ebenfalls mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren.
„Also nächstes Stockwerk“, seufzte Jonal, „habe ja sonst nichts zu tun.“ Er wollte sich gerade der Treppe zuwenden, als er aus den Augenwinkeln etwas gewahr wurde. „Was liegt denn da?!“ Er drehte sich um und stieß das Gerümpel zur Seite. Hustend, weil er erneut Staub aufgewirbelt hatte, der Jonals Meinung nach sicher schon tausende von Jahren dort gelegen hatte, bückte er sich und holte ein dickes mit in Öl getränktem Papier umschlungenes Paket hervor. Es war schwer und mit dicken Bändern festgezogen, die mit Siegelwachs an ihren Enden außerdem noch verschlossen waren. Er betrachtete das Wappen, welches auf dem Wachs zu sehen war. Es zeigte etwas Ähnliches wie einen Kopf, der einen Helm trug. So einen Helm hatte er schon mal gesehen. Bei den Elben. Ja, richtig. Aber Halt, Stopp. Die Elben haben keinen Schweif oben auf den Helmen. Dann müsste es auf Almoria ja noch ein Volk geben, welches einen Kopfschutz trägt!
Ungläubig zerbrach er das Siegel und öffnete den Umschlag. Darunter kam ein weiterer Umschlag zum Vorschein, diesmal in Leinen mit goldenen Fäden durchwirkt. Fieberhaft öffnete er auch diesen Umschlag und ... erschrak, als er weiches Leder fühlte. Er drehte das Buch um, damit er den Titel lesen konnte – und erschrak zum zweiten Mal. Denn das, was er da in Händen hielt, war kein normales Buch. Zum letzten Mal hatte Ronel davon gesprochen, als es bei ihm zu Hause gewesen war. Jonal schaute mit großen Augen auf das dunkelbraune Leder des Buches, schluckte einige Male, packte es dann urplötzlich wieder ein, verstaute es unter seinem Umhang und rannte wieder nach unten zu Naiiro. Dort hielt er ihm stumm das Buch vor die Augen und Naiiro sprach die bange Frage aus, die Jonal schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen hatte:
„Wie kommt das Buch der Legenden hier in den Alten Wachtturm?!!“
Eszira Gast - Nicht mehr aktiv
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Eszira erreichte den Rand des Waldes, stockte kurz, holte Luft und ging hinein. Die schon tief stehende Sonne schaffte es gerade noch, die Wiese unter ihren Füßen zu erhellen. Die Bäume strebten aufwärts. Sie schienen, den Himmel zu kitzeln und die Pfade des Waldes zu verdunkeln. Nachdenklich zog Eszira die Stirn kraus.
Welchen Weg soll ich nehmen?
Sie suchte den Waldboden nach Spuren ab und witterte in die Luft.
„Plantakatze, wo hast du dich verkrochen? Bist du hungrig? Bist du durstig? Wo ist dein Platz? Mein Meister lehrte mich, dass du flache Hügel liebst, dass du dir dort deine Höhle wühlst. Ich weiß von ihm, dass du den Eingang so wählst, dass er in Büschen versteckt ist. Du bevorzugst duftende Schirabüsche, sagt man. Sie verdecken deinen Körpergeruch und tarnen dich. Du meinst, niemand würde dich finden? Du rechnest nicht mit mir. Ich werde dich finden. Vor mir kannst du dich nicht verbergen. Ich weiß, an welchen Stellen Schirabüsche wachsen können“, flüsterte Estszira. Sie leckte ihren Zeigefinger an und hielt ihn in die Luft. Der Wind kam aus dem Osten, also ging sie in Richtung Osten, dem Wind entgegen. Lautlos schlich sie sich entlang der Bäume immer tiefer in den Wald hinein. Der Abend schickte die letzten Sonnenstrahlen auf Goschura. Sie hatten nicht mehr die Kraft, bis auf den Waldboden zu dringen.
Es ist bald soweit Plantakatze. Deine Stunde rückt näher. Deine Stunde, die dich aus der Höhle treiben wird. Deine Stunde, die unsere Wege sich kreuzen lässt. Ich fühle es. Wiege dich nicht in Sicherheit, Plantakatze. Ich werde dich holen.
Der Wald atmete nur noch Kühle. Die Sonne war untergegangen. Der Mond hatte sie abgelöst. Sein fahles, blasses Licht tauchte die Bäume in einen gespenstischen Schimmer. Die Tiere der Nacht erwachten. Ein großer dunkler Vogel flog fast lautlos vorüber. Er setzte sich auf einen Ast und kreischte 'schuuuhriiiiiriiiirrr'. Eszira fühlte Moos und Baumwurzeln unter ihren Füßen. Die Welt schien verwandelt. Schatten huschten vorüber. Hässliche große Käfer ließen sich von den Bäumen auf ihren Kopf fallen und erschreckten sie. Geräusche drangen an ihre Ohren, die sie nicht kannte. Irgendetwas strich über ihr Gesicht. Sie fuhr zusammen und stolperte in der Dunkelheit über eine Baumwurzel, und als sie lag, schlängelte sich ein ekliger, fetter Wurm über ihre rechte Hand. Sie hielt den Atem an. Hockte vor ihr die Plantakatze? Sie duckte sich und wagte sich nicht zu bewegen. Ein großes schwarzes Etwas saß zehn Längen vor ihr. Angst rumorte in ihrem Bauch. Von dort breitete sich ein eigenartiges Kribbeln in ihrem Körper aus. Sie atmete schwer ... ihr Herz klopfte bis zum Hals.
Sei jetzt mutig. Dir passiert nichts. Du bis stark, du bist groß. Du wirst dich doch nicht wie ein kleines Kind benehmen wollen?Nichts ist hier anders. Es ist wie im Übungsraum, nur dunkler.
Sie riss sich zusammen. Wurde eins mit dem Untergrund, mit den Steinen und den Bäumen. Wandt sich wie eine Schlange vorwärts. Langsam und vorsichtig zog sie ihren Dolch Kantschaa aus der Scheide. Die Hände zitterten leicht. Das Herz pochte laut bis in die Schläfen und der Atem ging schwer.
Sei jetzt furchtlos, bändige deinen Atem, sonst wird er dich verraten.
Ihr Mut begann zu sinken.
Ich kann das nicht. So ein Ungetüm - nur mit dem Dolch erlegen ...? Tschala und Kalo helft mir!
Sogleich fühlte sie, wie ihr der Gedanke an Tschalakalo die Kraft wieder zurückgab.
Wart's ab, Planta. Du wirst mich nicht bezwingen können.
Langsam schlich sie der Katze entgegen. Sie holte aus und … Eszira hielt ruckartig inne. Ein Felsbrocken stand vor, umschlungen von abgestorbenen Wurzeln. Nirgendwo war eine Plantakatze zu sehen. Sie rappelte sich wieder auf und wäre mit dem nächsten Schritt fast in eine riesige, schlammige Pfütze getreten.
***
Gast Gast
Thema: Jetzt fehlen mir tatsächlich die Worte Sa 22 Okt 2011 - 5:56
Schreiber Silas: Jetzt fehlen mir tatsächlich die Worte
„Du bist jetzt – WO ???“
Ich bin total perplex. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das Ganze ist ja schon fast einer dieser modernen Gruselfilme von Spielberg & Co., die nachts immer auf RTL oder PRO7 laufen. Nur das noch kein Bild dabei ist. Noch nicht. Aber das kann schnell kommen, denn von den Bildern, die das Gehirn aufgrund dieser Erzählung produziert, bis zum fertigen Film auf HD-Television oder Kinoleinwand ist es nicht weit.
„Mal langsam mit den jungen Fischen. Mit deinem Habichtadler kannst du also reden? - Wieso kann der Vogel reden???“
Ich weiß, es klingt etwas hysterisch, und auch meine Stimme klingt so seltsam belegt, hoch und krächzend. Aber was ich im Moment durchmache, passt nirgends, in keine Schublade. Ich glaube, ihr würdet auch vollkommen durcheinander sein, wenn ihr plötzlich feststellt, dass eine Geschichte, die euch irgendwer erzählt, gar keine Geschichte in dem Sinne ist, sondern die Wahrheit und die Realität. Und ihr seid mitten drin in dieser realen Geschichte. Ihr schreibt also euer eigenes Buch über etwas, was es normalerweise gar nicht geben darf, weil es Realität und Fiktion zur Wahrheit mischt und dadurch ... - O-mein-Gott, ich fange schon an, mich ständig zu wiederholen. Drehe ich jetzt durch?
Kira lächelt mich an. Er lächelt wissend. Kann er jetzt auch Gedankenlesen? „Wieso Aysha reden kann und ich mit ihm? Hm, ich glaube, das hängt mit meinem Urahn zusammen. Jonal konnte das ja auch mit Naiiro. Und ich eben mit Aysha. – Obwohl ich das vorher auch alles nicht geglaubt habe.“
„Ja aber … Vögel … können ... nicht … r-e-d-e-n !!!“
„Aysha schon. Aber du hast Recht. Normalerweise nicht mit anderen, nur mit mir. Du bist da jetzt eine Ausnahme, weil du mir hilfst.“
„Sehr beruhigend“, krächze ich immer noch ungläubig. Dann atme ich tief ein und aus, fühle meinen Puls und versuche, mich einigermaßen zu beruhigen. „Und da bist du bei dem schwarzen Herrn der Drachen gelandet. Und was ist mit Ronel und Minto passiert?“
„Na, schwarzer Herr würde ich nicht unbedingt sagen. Er hatte einen silbergrauen Nadelstreifenanzug an mit dunkelroter Krawatte, silbergrauen Lackschuhen und weißen dünnen Handschuhen, die die Finger frei ließen. Mit seinem graumelierten Bart sehr gepflegt, könnte man sagen. Und die Sache mit Ronel und Minto erzähle ich dir jetzt, wenn du dich wieder hinsetzt.“
Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, setze mich an meinen PC und die Brille auf, atme tief durch und schaue Kira äußerlich gelassen an. „Ich bin fertig. Kannst loslegen.“
Gast Gast
Thema: Das kristallene Gefängnis Sa 22 Okt 2011 - 8:09
Kira: Das kristallene Gefängnis
Ronel und Minto hörten sich gerade an, wie ihnen Ronel’s Vater wieder mal Vorwürfe machte und ihnen nahe legte, dass zuviel Phantasie ungesund wäre. Ronel seufzte dabei tief. Ja, diese Erwachsenen. Was die als Realität betrachten, ist meist stinklangweilig und außerdem noch gefährlicher als ein Vulkanausbruch. Und was sie als Phantasie betrachten, ist eigentlich die Welt, in der sie nicht mehr leben können, weil sie vergessen haben, wie es geht, ihren verlorenen kindlichen Verstand mit ihren vielen Träumen und Wünschen, Fragen und den dazu gehörenden Lösungen und Antworten einfach mit ihrem jetzigen mentalen Zustand zu verbinden.
Minto stieß Ronel in die Seite, was bedeuten sollte: Nach Beendigung der Standpauke abhauen. Ronel nickte und schaute dabei zu Aysha, der auf dem Ast eines vor dem Fenster stehenden Baumes saß und ebenfalls nickte. Ronel runzelte die Stirn. Konnte der Vogel sie verstehen?
Denn ganz plötzlich schrie Aysha auf, breitete geräuschvoll seine Flügel aus und erhob sich, noch mehr schreiend, langsam in die Luft.
Ronel Vater schaute ihm entgeistert zu, zeigte dann mit einem Finger zum Fenster und rief erschrocken: „Was ist denn mit dem Vogel los?! Der tut ja so eigenartig!“
Das war die Gelegenheit. Mit den Worten „Wir schaun mal nach“ schlüpften Ronel und Minto unter den ausgebreiteten Armen von Ronel senior durch und rannten ins Freie. Direkt auf den gewaltigen Berg des Riesen Tymir zu, der in der Nähe der Schlucht stand. Dort angekommen, mussten sie sich zwar erst erholen von dem schnellen Sprint, grinsten sich aber an wegen Aysha’s List und ihrer schnellen Reaktion.
Der Riese Tymir war sofort einverstanden, als sie ihm erzählt hatten, dass sie ihn bei der Rettung von Kira brauchten. Er klemmte sich die beiden federleichten Thora unter die Arme und lief, dem voraus fliegenden Aysha folgend, mit Riesenschritten über das Land, direkt auf die hohe Mauer zu.
************************
Kira schaute sich sein Gegenüber schmunzelnd an. Das war doch bestimmt der Empfangschef einer Übernachtungsburg, aber doch kein Herrscher. Sein Lächeln verging aber schnell, als er ein tiefes Knurren aus einer dunklen Ecke hörte. Und er konnte einen leichten Aufschrei nicht mehr verhindern, als er den Ursprung des Knurrens erkannte: drei riesige, tiefschwarze Raubkatzen, die geschmeidig und auf sanften Pfoten näher kamen. Und er erkannte auch gleich die frappierende Ähnlichkeit mit...
„Ja, du hast richtig erkannt und gedacht“, sagte der gutaussehende Mann in dem silbergrauen Nadelstreifenanzug und drehte an seinem schweren Goldring, den er am linken kleinen Finger trug. „Es sind die Panthera, die in der Allee fehlen. Ich kann mir meine Freunde jederzeit holen, wenn ich es will.“
„Freunde?“ Kira runzelte wütend die Stirn. „Freunde, die man dann wieder wegsperrt, wenn man sie nicht mehr braucht?“
Sein Gegenüber lachte auf. „Gut gekontert, Kira. Aber nicht gut genug. Es wurde dringend Zeit, dass du gekommen bist, um auf meiner Schule unterrichtet zu werden.“
„Ihre Schule? Wer sind Sie überhaupt, dass Sie mir Unterricht anbieten können!? Vielleicht auch noch was anderes?“
„Ach Kira, jetzt enttäuscht du mich aber. Weißt du denn wirklich nicht, wer ich bin?“
Als Kira stumm den Kopf schüttelte, den Mann dann aber ganz plötzlich mit dem Schrecken der Erkenntnis anstarrte, antwortete der Fremde: „Mein Name ist Ahriman, der Herrscher über alles, was lebt.“
Kira schluckte. Er wusste, wer Ahriman war. Und er wusste auch, dass sich noch nie ein lebendes Wesen aus seinem Einflussbereich befreit hatte. Ahriman war der absolute Herrscher über die Finsternis und das Böse. Sein Reich war die Hölle, die ewige Verdammnis.
Aber so schnell gab Kira sich nicht geschlagen. „Sie herrschen nicht über alles. Sie sind der Zerstörer, die dunkle Macht. Aber über mich haben Sie keine Macht!“
„Macht?“ Ahriman tat erstaunt. „Wieso sollte ich über dich Macht haben wollen. Es ist doch viel besser, die, mit denen man zusammen arbeiten will, als Freunde zu gewinnen. Nicht wahr?“
„Wir drehn uns im Kreis, Herr Ahriman.“ Kira wurde langsam mutiger. „Sie sprechen immer über Freundschaft und wissen garnicht, was es bedeutet. Außerdem: Wieso wollen Sie mit mir zusammenarbeiten?!“
Ahriman lachte und verfiel in einen leichten Plauderton. „Weil du Macht hast, Kira. Ja, du bist mächtig, du weißt es nur noch nicht. Und deshalb musst du auf meine Schule, damit du deine Macht erkennst und damit umgehen kannst.“
Kira wurde hellhörig. „Und warum ausgerechnet auf Ihrer Schule?“
„Ganz einfach, mein dummer Junge. Damit wir gemeinsam voneinander lernen können!“
„Sie meinen wohl eher, damit Sie mich unter Kontrolle haben können. Bin ich denn soo gefährlich für Sie???“
Die schwarzen Katzen knurrten bedrohlich und kamen näher. „Reize sie nicht, Kira. Sonst muss ich dich genauso einsperren wie den Elben, damit dich meine lieben Schmusekätzchen nicht verspeisen.“
Als Kira den Namen Elbe hörte, dachte er sofort an Silberglanz. „Dann hast du ihn also entführt und meine Eltern ermordet!“
Ahriman nickte zuerst und schüttelte dann den Kopf. „Entführt: Ja. Ermordet: Nein. - Tsetsetse, was denkst du eigentlich über mich?! – Du hast noch zwei Minuten, um auf meinen Vorschlag einzugehen.“
„Zwei Minuten bis zur Hölle, was?“ Plötzlich kam Kira eine Idee. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie lassen Silberglanz und meine Eltern frei und ich bleibe stattdessen bei Ihnen und freunde mich mit den Pantheras an.“
Ahriman zog die Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. „Nein!“ - Dann durchschritt er langsam den Raum und blieb vor einem Springbrunnen stehen. „Wer einmal zu mir kommt, der wird bleiben wollen - weil es ihm nämlich so gut bei mir gefällt.“ Er steckte den kleinen Finger in das Wasser und leckte ihn dann wieder genüsslich ab. „Aber ich werde etwas anderes tun. Ich werde weitere Freunde von mir aufwecken und sie in deine Vergangenheit schicken. Deine Vorfahren werden sich wehren müssen.“
Kira ahnte sehr sehr Schlimmes. „Und...“, fragte er stockend, „...welche Vorfahren?“
„Och“, antwortete Ahriman gelassen und nahm noch einen Tropfen Wasser, „da ist so einer, der reitet auf einem goldenen Drachen.“ Dann schüttelte er sich. „Ich habe goldene Drachen noch nie ausstehen können.“
„Sie ... Sie wollen Jonal töten??? - Damit töten Sie auch mich!!!“
„Oh - Richtig. Daran habe ich nun überhaupt nicht gedacht im Eifer des Gefechts. - Aaber ... du hast doch zwei kleine Freunde. Ronel und Minto heißen die, glaube ich.“ Noch einen Tropfen Wasser. „Ihre Vorfahren werden jetzt bald Besuch bekommen.“
Kira zitterte am ganzen Körper. „In der Zeit, wo Jonal lebte?“
Ahriman nickte: „Jaa“.
„Von solchen schwarzen Katzen? – Jetzt?“
Ahriman lächelte ihn nur an und nickte nur mit dem Kopf.
„Soll ich es aufschlagen?“ Jonal stand noch immer mit dem in Ölpapier eingeschlagenen Buch vor Naiiro und betrachtete es von allen Seiten.
Naiiro schaute ihn von oben herab tadelnd an: „Das hat bestimmt nicht ohne Grund jahrelang in dem Staub gelegen. Aber ganz bestimmt nicht, um es dann ungelesen wieder in den Staub zu versenken!“
Trotz der Spannung, die in der Luft lag, musste Jonal dennoch lächeln. Naiiro war genauso neugierig wie er auch, nur drückte der es vornehmer aus. Jonal klopfte Naiiro freundschaftlich auf den Hals, dann begann er, das Päckchen erneut auszupacken. Naiiro legte sich gemütlich hin und bot Jonal an, zwischen seinen Vorderpfoten Platz zu nehmen. Ehrfurchtsvoll und bedächtig schlug Jonal das Buch auf, nachdem er sich hingesetzt und an Naiiro’s Brust angelehnt hatte. Die ersten Seiten waren leer. Aber das war auch nicht anders zu erwarten gewesen, denn das Buch hatte einen Schutzmechanismus, der den Inhalt vor Unbefugten verbarg. Vorsichtig strich er mit den Fingern über die nachfolgenden Seiten. Dabei spürte er die Magie Almorias, die sich langsam und unaufhaltsam ausbreitete, wie es damals bei den Thora Ronel und Minto genauso gewesen war. Und unter der Berührung Jonals erschien ein bläuliches Leuchten und mit ihm die Schrift:
Zitat :
„Lieber Freund, der du dies hier wirst lesen, sei gegenwärtigt, dass du handeln musst. Zu Zeiten wird kommen das schwarze Wesen, will unterjochen alles ganz bewusst. Wenn der Elbe einst verschwunden ist und der Himmel sich verdunkelt bald, dann hast du nur die Gnadenfrist, sonst wird die Erd’ gemacht ganz kalt. Das Amulett ist wieder hie und ist das Hafthaus des Elben nur. Doch Ahriman hat die Originalkopie raffiniert versteckt in der Natur. Und wenn dann Stein und Fleisch vermischen sich und werden zur Gefahr, dann müssen Vor- und Nachfahr gemeinschaftlich mit vielen Freunden, ist ganz klar, das Amulett der Macht zerstören und das zum allerletzten Male, damit man nie mehr was wird hören vom Teufel in dem großen Tale.“
Jonal blickte auf, als er das Gedicht zu Ende gelesen hatte. „Verstehst du das?“
„Nö“, antwortete Naiiro mit großen Augen. „Aber wenn Ahriman dahinter steckt, dann gute Nacht!“
„Moment! – Du kennst diesen Ahriman, von dem das Buch erzählt?“
„Hm, ich glaub schon. Aber er ist kein Mensch, wenn du das meinst.“
Jonal wurde hellhörig und richtete sich auf. „He, Naiiro, jetzt erzähle. Was weißt du?!“
Naiiro zögerte etwas. „Ahriman ist so etwas wie ein Alp ... naja, gefallener Engel würdet ihr sagen.“
„Also sowas wie Surtur in der Unterwelt Hel?“
Naiiro nickte. „Ja. Und er ist der schwärzeste Drache, den es jemals gegeben hat und geben wird!“
Gast Gast
Thema: Ich wittere die Gefahr Di 25 Okt 2011 - 7:28
Schreiber Silas: Ich wittere die Gefahr
„Könnte er das heute auch noch machen? Ich meine: dieses mit den Riesenkatzen auf mich hetzen und so.“
Kira steht wieder am Fenster und schaut auf den hupenden Verkehr. „Ja, kann er!“
Ich schaue ihn entgeistert an: „Kann er???“ - Ich bin fast fertig von Kira’s Erlebnissen. Man stelle sich das mal vor: da ist so ne Allee mit Steinfiguren, von denen einige fehlen, und plötzlich stellt man fest, dass diese lebendig geworden und von ihren Sockeln herunter geklettert sind. Ne Leute, sowas kann ich mir sparen, da muss man ja vor jedem kirchlichen Dom Angst haben. Ja wirklich! Die ganzen Drachen und Löwen und dieses Getier da oben an den Giebeln und Turmspitzen. Als Wasserspeier sind sie da hingekommen ... und als was kommen sie runter? Und wenn ich dann an unseren Park da vorne denke, wird mir ganz schlecht. Und dann der Friedhof erst. Wer garantiert mir, dass da nicht plötzlich so ein niedliches Engelchen munter wird und als Racheengel mit erhobenem Schwert auf mich zustürzt.
„Ja, sag ich doch: der kann viel machen. Darum erzähle ich dir doch alles, damit alle Leute das erfahren! – Und es gibt ja noch vieles mehr über ihn zu erzählen.“
Ich schlucke einige Male, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden. „Okay, dann fassen wir zuerst mal soweit zusammen, wie wir gekommen sind. Also: der Typ heißt Ahriman. Und der lebt in einem Kristallpalast mit Drachen und schwarzen riesigen Raubkatzen. Und der hat zuerst diesen Elfen entführt...“
„Elbe, kein Elf“, unterbricht Kira mich. „Das ist ein Unterschied. Elfen kommen nur in Märchen vor, Elben sind Wirklichkeit. Und Silberglanz ist ein Elbe.“
„Nagut, dann Elbe. Aber wieso hat er ihn entführt?“
Kira schüttelt unverständlich mit dem Kopf und tritt zu mir an den Schreibtisch. „Na, weil Elben immer und überall leben.“
„Du meinst: die Entführung wäre sowas wie eine Stellvertreter-Entführung, also stellvertretend für alle Zeitepochen?“
Kira nickt und setzt sich halb auf den Rand meines Schreibtisches. „Das ist ja eben das Geniale, was der Ahriman sich ausgedacht hat: Indem er Silberglanz entführte, hatte er alle Lebewesen plötzlich in seiner Gewalt. Sie wussten aber nichts davon. Nur ich, weil er mich auch haben wollte.“
„Ja richtig“, entgegne ich. „Wieso hatte er es auf dich abgesehen?!“
„Wegen Aysha. Er wusste, dass nach Jonal wieder mal einer geboren worden war, der mit bestimmten Tieren sprechen kann. Und Aysha ist so ein Medium. Außerdem sprach er ja auch auf das Medaillon an.“
Ich nicke bedächtig. „Das Medaillon, das Amulett. Ich verstehe immer noch nicht, was das bedeutete und wieso Silberglanz da drin war.“
Kira lächelt bitter. „Ha, das habe ich mir ja auch erst von anderen erzählen lassen müssen.“
„Von anderen??? – Wieso denn von anderen? Warst du denn nicht dabei?“
Mein junger Besucher aus der Zukunft steht wieder auf und geht zum Fenster. „Konnte ich doch nicht. Ich war doch gefangen in diesem Kristallpalast.“ Kira dreht sich wieder zu mir um und blickt mich an. „Und weißt du, was ich die ganze Zeit gedacht habe?“ Er kommt wieder zu mir und stützt sich mit den Fäusten auf den Schreibtisch ab. „Ich habe gedacht: Wenn jetzt die schwarzen Raubkatzen von Ahriman in der Vergangenheit die Urahnen von meinen Thorafreunden fressen, was ist dann jetzt?! Wer lebt denn heute - und kann ich überhaupt existieren, weil ja ein gutes Stück meines Lebens fehlt?“
Darauf konnte ich ihm noch keine Antwort geben...
Eszira Gast - Nicht mehr aktiv
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„Pah, stinkt die widerlich und faulig“, ging es Eszira durch den Kopf, aber auch der süße Blütenduft der Schirabüsche drang in ihre Nase. Sie kannte ihn, im Innenhof der Halle stand so eine Pflanze. Der Duft bedeutete ihr, vorsichtig zu sein.
Was ist das?
Sie blieb wie angewurzelt stehen. Ihre Augen weiteten sich. In der Pfütze sah sie einen Schatten, der sie mit glühenden Augen anstarrte.
Da bist du ja, meine Plantakatze. Hast dir Zeit gelassen.
Blitzschnell drehte Eszira sich herum, hob ihren Dolch … Nichts! Nur Finsternis! Sie strich sich über's Haar, hielt inne, kniete sich an den Rand der Pfütze und schaute misstrauisch auf das Abbild dort drinnen, das sich weder bewegte noch Geräusche von sich gab.
Sie muss hier sein!
Mit heftigem Herzklopfen fuhr Eszira wieder hoch und schaute wild um sich.
Sollte es nur ein Trugbild sein?
In dem Moment, als sie das dachte, war das Bild in der Pfütze verschwunden, als ob es nie da gewesen wäre.
Erzählten nicht die Goschura-Legenden, dass Plantakatzen magische Kräfte besäßen? Bilder von sich vorgaukeln könnten? Waren das vielleicht gar keine Legenden? Stimmte es wirklich, dass nur Goschuras sie abwehren konnten?
Eszira setzte sich vor einem Baum, bändigte ihren Herzschlag und brachte ihren Atem unter Kontrolle.
Sie ist nicht da, die Katze. Musste sie aber nicht in ihrer Nähe sein, um ihr ein Bild vorgaukeln zu können? Ich spüre sie, ich rieche sie. Wo bist du? Sie wartet. Sie hat Zeit. Will keinen unnützen Sprung wagen. Will ihr Opfer sofort töten, keine zusätzliche Kraft aufwenden.
Plötzlich zuckte Eszira zusammen und starrte in große fluoreszierende, grüne Augen, die sie gierig musterten. Lautlos sprang ein dunkler Schatten auf sie zu. Instinktiv rollte sie sich zur Seite und die Katze sprang daneben. Schnell stand Eszira wieder fest auf ihren beiden Beinen. Sie lief ein paar Schritte zum nächsten Baum, ihr Herz bubberte, ihr Atem flatterte.
Woher war dieses Biest so schnell gekommen?
Die Katze näherte sich, fast auf dem Bauch kriechend. Ihre Bewegungen waren geschmeidig. Dann baute sie sich in voller Größe vor Eszira auf.
Furchterregend sieht sie aus. So riesig habe ich sie mir nicht vorgestellt.
Der Schwanz der Planta peitschte den Boden. Große elastische Stacheln umgaben ihren Kopf wie eine Mähne. Kleinere hochgestellte auf den Rücken zeichneten ihre Wirbelsäule nach. Laut fauchend zeigte sie ihre spitzen Reißzähne. Speichelfäden troffen aus ihrem Maul und die Augen fixierten sie starr.
Eszira überwand ihren Schrecken. Sie lachte laut und frech. Sich dabei selbst anspornend, schrie sie gellend dem Vieh zu: „Angst willst du mir einflößen? Hach, auch wenn du die größte Plantakatze des Waldes wärest. Komm nur, komm nur …!“, dabei spielte sie mit ihrem Dolch, zerschnitt mit dessen Klinge die Luft und tänzelte vor der Nase der Plantakatze hin und her. „Willst du meinen Dolch Kantschaa in deinen Rippen spüren? Was zögerst du? Bis wohl doch bloß eine fette, feige Katze, die nur aus dem Hinterhalt angreifen kann? Komm, komm …! Na, was ist? Bist du nicht hungrig?“
Die Katze duckte sich und spannte ihre Muskeln. Das Fauchen ging in ein tiefes Grollen über.
„Ich lach mit tot, Plantamieze. So ein großes Tier und so ein Waschlappen. Ich werde gehen und jeden sagen, dass du …“ Eszira konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Wie ein Pfeil aus dem Bogen schnellte die Katze laut kreischend nach vorn, streckte ihre Tatzen mit den weit ausgefahrenen Krallen nach Eszira aus. Die duckte sich, rollte sich auf die rechte Seite, stieß mit ihrem Dolch zu und verfehlte sie ganz knapp. Die Katze drückte sich im Sprung mit den Pfoten am Baum ab und federte ebenfalls nach rechts. Nur eine Handspanne breit neben Eszira kam sie auf ihren Pfoten zum Stehen. Beide konzentrierten und belauerten sich.
Beide suchten den Moment, wo der andere aus Unachtsamkeit einen Fehler beging.
„Miez, Miez, Miez …“, höhnte Eszira und beschrieb einen Bogen um die Plantakatze. Die verfolgte jeden ihrer Schritte mit ihren grünen leuchtenden Augen. „Miez, Miez, Miez …“, gellte der hämische Ruf in der Finsternis.
Die Plantakatze lauerte, suchte ihre Chance ... Eszira griff aus dem Nichts an. Im Bruchteil einer Sekunde flog sie nach vorn und stach zu, erwischte die Flanke des Tieres. Die Katze fauchte und schrie böse auf. Ihr Fell war von einer tiefen Wunde gezeichnet. Das Blut tropfte langsam hervor und färbte die Flanken und den Bauch der Planta rot. Wütend schlug sie mit ihren Pranken nach Eszira, die nicht schnell genug zur Seite springen konnte, und verletzte sie an der Schulter. Den aggressiven Krallen hatte ihr Kampfanzug nichts entgegenzusetzen. Das zerfetzte Schulterstück färbte sich rot und in der Schulter steckte außerdem ein großer Stachel aus der Halskrause der Katze.
Eszira stöhnte vor Schmerzen, zog sich den Stachel heraus, warf ihn in Richtung der Plantakatze und schrie zornig: „Du Biest. Meinst du etwa, dass du mich damit aufhalten könntest? Ich werde nicht dein Abendbrot werden.“
Ungestüm stieß Eszira einen markerschütternden Kampfschrei aus. Die Plantakatze öffnete brüllend ihr Maul. Beide sprangen aufeinander los. Die Plantakatze biss in ihr Bein und sie schlug den Dolch tief in den Hals des Tieres. Die Katze winselte und schlug tobend um sich. Estszira rollte sich schnell weg, konnte den Prankenschlag aber nicht mehr ausweichen. Sie wurde gegen einen großen Felsbrocken geschleudert. Irgendetwas krachte in ihrem Körper, als ob etwas zerbrochen wäre. Sie hatte Mühe, Luft zu holen. Die Plantakatze schleppte sich fauchend und mit geöffnetem Rachen auf sie zu. Eszira kam kaum zur Besinnung, sie schrie ihre Qualen laut heraus. Ein kurzer Sprung und das Tier begrub sie unter sich. Ein spitzer Aufschrei und dröhnendes Gebrüll folgten und gingen in Gewinsel und Gestöhn über.
Dann war es still. Weder Eszira noch die Plantakatze rührten sich. Sie lagen beide in einer Blutlache, die sich stetig vergrößerte. Der Kampf war beendet. Tiefe Stille breitete sich im Wald aus. Der Mond bedeckte sein Antlitz mit einem schwarz-silbrigen Schleier, kein Vogel schrie, die Blätter raschelten nicht mehr. Schweigen nichts als Schweigen. Es war, als ob der Wald seinen Atem angehalten hätte. Am Himmel zogen lautlos zwei Nachtgeier ihre Kreise. Sie hatten die beiden Körper erspäht, stürzten sich hinab, prallten erschrocken zurück und schwangen sich wieder in den Himmel.
***
Mor'anh Im Volk aufgenommen
Anzahl der Beiträge : 103 Anmeldedatum : 16.03.10 Alter : 50 Ort : Santiago de los Caballeros de Mérida, Venezuela
Mor’anh war schon wieder zwei Tage und zwei Nächte unterwegs und immer noch plagten ihn die letzten Erlebnisse, wo etwas Unerklärliches sie aufgehalten hatte. Racho hatte zwar seit dem letzten Scheuen kräftig durchgeschritten, aber er war vorsichtiger geworden. Seinen großen wachsamen Kopf, mit dem gewaltigen gewundenen silbergrauen Horn auf der Stirn, schwenkte er immer öfter tief nach unten, als ob er eine unsichtbare Gefahr schneller abwehren wolle als sie auftauchen würde. Und Mor’anh konnte sich blind auf sein Davlani verlassen und darauf, dass ein Alnei-Krieger, nur mit Schwert, Bogen und seinem Davlani bewaffnet, fast unbesiegbar war.
Jetzt roch er Wasser. Ein Fluß musste in der Nähe sein. Obwohl links von ihm auch eine starke Feuchtigkeit herüber wehte und rechts von ihm ein kalter Wind den Bergen herunter kam, spürte er doch einen ziemlich breiten Strom. Er hielt Racho kurz an, um die Luft zu schnuppern. Richtig. Die Feuchtigkeit von links roch nach Sumpf. Und die Kälte, die von den Bergen kam, ließ vermuten, dass es keine allzu großen Berge waren, die aber ihre Kälte wahrscheinlich von den Gipfeln dahinter erhielten.
Racho wieherte und legte einen etwas schnelleren Gang ein. Womit er wohl recht hatte, wenn er das saftige Gras spürte, denn auch in Mor’anhs Magen war eine unangenehme Leere zu spüren.
Der Fluß war ziemlich breit, aber an seiner tiefsten Stelle wahrscheinlich nicht mal einen halben Meter tief. Kurzentschlossen ritten sie hinüber, um auf der anderen Seite eine Rast einzulegen. Aber kaum hatten sie die seichte Furt durchritten, als Racho wieder scheute. Er stieg diesmal sogar vorne hoch und wieherte laut.
Auch Mor’anh spürte tief in seiner Kriegerseele, dass dort vorne etwas vorborgen war. Seine Brüder und Schwestern im Süden der Khentorei-Ebene hatten schon oft von garstigen Wesen gesprochen, die sich in ihren Wäldern angesiedelt hatten. Und hier benahm sich Racho ähnlich dem, was sie berichteten. Ob die unheimlichen Wesen hierher...? – Nein, das wäre zu weit gewesen.
Langsam gab Mor’anh seinem Davlani wieder das Aufbruch-Zeichen, ohne zu rasten, und ritt weiter. Dem Fluchwald entgegen.
Ronel Meister
Anzahl der Beiträge : 548 Anmeldedatum : 08.03.10 Alter : 29
„Wir als Volk der Elben müssen sie unterstützen.“ rief der Elbe. „Denkt an sie, denn damit können wir ihnen helfen. Unsere Gedanken sind nicht nur Teil unseres Kopfes. Sie sind die Brücken zwischen uns allen. Silberglanz hätte...“ er stockte, als er die zwei kleinen Wesen erblickte, die er, als er seine Rede begann, noch nicht in der Menge gesehen hatte . „Was sehen denn meine Augen da?“ fragte er erstaunt, „Sind das dort drüben nicht diese beiden Thora, von denen Silberglanz des öfteren sprach? Kommt zu mir!“ Die Elben drehten sich in ihre Richtung und schauten die beiden überrascht an. „Wir sind Ronel und Minto aus dem östlichen Gebiet Thoraniens. Wer seid ihr, wenn ich das fragen darf?“ wollte Ronel gerne wissen. „Mein Name ist Felsenrau, Hauptmann der elbischen Armee. Ich ahne bereits was euch hier hin führt, aber wir können euch leider nicht mehr erzählen, als ihr schon selber wisst. Silberglanz ist verschwunden und ich nehme an, dass er entführt worden ist. Und wie ihr sicher gerade mitbekommen habt, habe ich schon einige kleine Truppen los geschickt, um irgendwelche Spuren in der Gegend des Fluchwaldes zu finden.“ klärte Felsenrau auf und blickte über die Baumwipfel des Waldes.
„Männer, macht euch bereit zur Verteidigung!“ rief er zu den Wachen die auf dem Platz standen. Damit verließen auch die Bewohner der Elbenstadt rasch den weißen Platz. „Da kommt etwas auf uns zu. Gibt den beiden eine Waffe!“. Ronel und Minto erschraken und bekamen zugleich ein Kampfmesser in die Hand gedrückt. Die Kämpfer und auch Felsenrau stellten sich in Verteidigungsposition auf. Die beiden Thora machten es ihnen einfach nach. Von einem Moment zum anderen wurde es laut. Mit Gebrüll kamen eine Handvoll schwarze vierbeinige Gestalten aus dem Wald. „Angriff !“ rief der Hauptmann. Verwundert rief Minto ihm fragend zu „Woher wusstet ihr?“
Mor'anh Im Volk aufgenommen
Anzahl der Beiträge : 103 Anmeldedatum : 16.03.10 Alter : 50 Ort : Santiago de los Caballeros de Mérida, Venezuela
Mor’anh sah den grünen Streifen am Horizont mit Sicherheit nicht als erster, aber er hatte im Gegensatz zu Racho ein Wort dafür, was er von Jonal kannte. „Da ist er, Racho“, sagte er bedächtig und klopfte auf den Hals des edlen Einhorns. „Der Fluchwald.“
Racho schnaubte und senkte den Kopf mit dem geschwungenen Horn noch tiefer. Dann blieb er auf der Stelle stehen, wieherte laut und warf den Kopf hoch in die Luft. Und plötzlich, ohne das Mor’anh irgendetwas dazu tun konnte, preschte er mit fliehenden Hufen davon, auf den Fluchwald zu.
Mor’anh war ganz erstaunt, dass er sich plötzlich in der Rolle eines unbeteiligten Mitreiters befand. Aber er ahnte, genauso wie Racho, dass dort vorne jemand in Gefahr war und ihre Hilfe benötigte. Also ließ er Racho einfach freien Lauf und konzentrierte sich auf etwas, was er nicht wusste, aber schon lange vorher gespürt hatte. Diese Störungen während der gesamten Reise vom Lager auf der anderen Seite der blauen Berge bis jetzt kurz vor dem Fluchwald hatten alle damit zu tun. Aber er sorgte sich nicht um sich selber und Racho, sondern seine Sorge galt jetzt Jonal, der vor ihm diesen Weg genommen hatte. Wäre er nur mit ihm geritten. Mor’anh machte sich schwere Vorwürfe.
Der Wald kam rasch näher und die Baumwipfel waren deutlich zu erkennen, als Racho plötzlich langsamer wurde und zögernd und immer wieder mit den Augen zur Seite schauend weiter trabte. Er war jetzt zu einem wachsamen Kampf-Davlani geworden und prüfte jeden Schritt gewissenhaft. Und in dem Moment, als Mor’anh die ersten Bäume hätte anfassen können, blieb Racho stehen, schnaubte wild und entschlossen und wartete darauf, dass Mor’anh seinen Speer vom Rücken genommen hatte und sein schmiedeeisernes im eisigen Gas der nördlichen Eiswüste gehärtetes Khentorei-Schwert kampfbereit in die rechte Hand nahm.
„Ich bin soweit, Racho. Wer immer das auch ist. Er wird die Macht und Gewalt der Alnei-Krieger kennen lernen!“
Gast Gast
Thema: Eine erschreckende Feststellung Fr 28 Okt 2011 - 8:34
Kira: Eine erschreckende Feststellung
Kira erwachte aus einem Dämmerschlaf und richtete sich auf. Dabei fiel etwas klirrend aus seiner Weste. Er bückte sich nach dem glitzernden Etwas und erstarrte: Gefrorenes Wasser? - Eis? - Was aber nicht in den Fingern schmolz? - Was war passiert?! - Er erinnerte sich daran, dass er mit Ahriman gesprochen hatte. Dieser war immer hin- und hergelaufen und hatte ihm erzählt, dass er diese großen Statuen erwecken und dann zu Ronel und Minto schicken wollte. Dabei hatte er immer von dem Wasser aus dem Brunnen getrunken und ... verspritzt. – Kira schaute noch mal das Ding an, was aus seiner Weste gefallen war. Sollte dieses Ding das Wasser des ...
Kira stöhnte auf und rieb sich den pochenden Schädel. Woher kamen plötzlich diese rasenden Schmerzen in seinem Kopf, die ihn nicht richtig denken ließen. Das hatte er doch früher nie gehabt.
Langsam stand er auf und schaute sich um. Der Raum bestand eindeutig aus einem Material, dass wie Glas aussah. Eine Tür war nicht zu erkennen. „Eingesperrt!“ schoß es ihm ungläubig in den Sinn. „Ich bin ein Gefangener!“
„Na, aufgewacht?“ hörte er plötzlich eine bekannte Stimme. Blitzschnell drehte er sich um und blickte in das Gesicht eines alten Mannes, der in einen weiten weißen Umhang gehüllt war und einen langen schneeweißen Bart hatte. In der Hand hielt er einen Wanderstab, der länger als er selbst war, und trat auf Kira zu. „Das war aber ein langer Schlaf.“
Kira bewegte sich aus der Erstarrung, die er, während er sein Gegenüber musterte, eingenommen hatte, und fragte erstaunt: „Wer sind Sie?“
„Kennst du mich nicht mehr? - Ich bin doch der Mann aus dem Amulett, mit dem du schon mehrmals gesprochen hast! - Mein Name ist Silberglanz!“
Kira klappte den Mund auf und ließ sich auf sein Lager fallen. Dann fasste er sich wieder. „Dieser piepsige kleine Mann, der mich zum ... Fallen gebracht hat???“
Silberglanz lächelte bitter. „Ja, der bin ich. Und jetzt bist du selber drin, statt mich befreien zu können.“
„Ja aber...“, Kira stand auf, lief zur Wand und schlug mit beiden Händen dagegen. „Wo sind wir hier und ...“, er drehte sich wieder um, „was ist das für ein Material?!“
Der Elbe kam näher. „Ich habe lange nachdenken können. Und auch während du schliefst, habe ich viele Gedanken und auch ... Ergebnisse gehabt.“ Er nickte nachdenklich, legte Kira behutsam die linke Hand auf die Schulter und zeigte mit dem Stab auf die Wand, die wie bei einem Iglu kugelförmig nach oben verlief. „Tatsache ist, dass wir beide Gefangene des großen Gegenspielers des Guten sind: Ahriman, der Herr der Bestien. Und er hat uns eingesperrt in etwas, woraus es sicher kein Entrinnen gibt.“
Kira schaute den alten Mann ängstlich an. Zögernd kam seine Frage: „Und ... wo ist das? - Wo sind wir hier?“
Silberglanz blickte Kira lange an und nickte dann, als ob er seinen Worten Nachdruck verleihen wollte: „In einem Diamanten, mein Junge. - In einem Diamanten.“
Eszira Gast - Nicht mehr aktiv
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Langsam, ganz langsam, bewegte sich etwas in der Blutlache.
Eszira erwachte aus der Ohnmacht. „Verdammtes Mistvieh, rück endlich von meinem Körper. Wie kann eine lumpige Katze so schwer sein. Du raubst mir die Luft. Konntest du nicht neben mir dein Leben aushauchen?“, brabbelte sie leise und wütend vor sich hin.
Dann befreite sie sich mühsam von dem Tier, versuchte tief durchzuatmen und wollte sich erheben. Erschöpft sank sie gleich wieder zu Boden. Der Biss im linken Oberschenkel schmerzte stark und ihre Schulter konnte sie kaum bewegen. Weitere Stacheln waren in die Wunden eingedrungen und schmerzten höllisch. Das Atmen fiel ihr schwer, eine Rippe musste gebrochen sein. Auch ihre Augenbraue war aufgeplatzt und Blut rann über ihr linkes Augen und die Wange. Überall war Blut, auf ihrem Kampfanzug, in ihren Haaren. Fliegen, die das Blut gerochen hatten, schwirrten um sie herum. Langsam kehrte das Leben in ihren Körper zurück. Gleichzeitig mit dem Erwachen des Lebensfunkens bereitete sich Stolz in ihr aus.
Schmerzen? Ach was! Sie hatte das Tier getötet. Sie war jetzt eine Kriegerin.
„Noch nicht“, korrigierte sie sich leise. „Ich muss das Tier zu Füßen meines Vaters legen. Nur er kann bestimmen, ob ich eine Kriegerin bin oder nicht.“
Sie entfernte die peinigenden Stacheln aus ihrem Fleisch, jagte die lästigen Fliegen davon. Dann erhob sie sich. Mit großer Willensanstrengung versuchte sie, ein Fuß vor den anderen zu setzen.
Plötzlich hörte sie nicht weit weg, aus dem Gras ein fieben, irgendwelche Laute. Es klang wie "Mauo ... mauo ..." Eszira stutzte und ging dorthin, wo sie dieses fiebende Etwas vermutete. Vor ihr lag ein Kätzchen, ein Plantakätzchen. Tapsig lief dieses kleine, grünliche Etwas auf sie zu. Der Stachelkranz um den Kopf war noch nicht richtig ausgebildet. Er sah noch recht borstig und weich aus. Die kleineren Rückenstacheln sah sie überhaupt noch nicht.
Eszira bückte sich. "Na, du kleiner Grasklumpen, was ist mit dir? Willst du nicht in deine Höhle zurückkrauchen?"
Ein Schwall jämmerlicher Gefühle überfluteten ihr Gehirn. Tiefe Traurigkeit, Angst, Hunger ... das alles strahlte dieses kleine Wesen an sie ab.
Also, es stimmte doch, was man in den Hallen raunte, Plantakatzen sind empathisch und wir Goschuren können sie verstehen. Was heißt verstehen, wir können sie fühlen. Komisch, dass ich das beim Kampf nicht bemerkt habe. Halt, erzählt man sich nicht auch, dass wir ihren Spiegelungskünsten widerstehen können?
Eszira überlegte: "Ja, so musste es sein. Goschuren können das eine und das andere und sie können im Kampf das empathische Band zerschneiden. Wenn es sein musste, wenn es um Leben oder Tod ging."
Sie wollte sich schon von dem kleinen Ding abwenden, aber es ging nicht. Ein Gefühl der Verantwortung für diese kleine Planta machte sich in ihre breit.
War das deine Mutter, die ich tötete?
Und irgendwie verstand Eszira, was dieses kleine Wesen ausdrückte. Es war ihre Mutter und jetzt hatte es niemanden mehr.
Puh, was soll ich mit dir nun machen, Kleinchen?
Ein Gefühl von Vertrauen schwappte auf Eszira über, Vertrauen und Hoffnung.
"Was solls", sprach sie, "komm einfach mit mir mit. Solange du mich nicht beißt, sind wir Freunde. Aber nur dann! Und wenn du mir nicht folgen kannst, so ist das dein Problem, nicht meins. Verstehst du mich?"
Und irgendwie, Eszira verstand das noch nicht so richtig, meinte sie, dass dieser Winzling "Einverstanden!" gesagt hatte.
Gesagt? Ohje, Eszira, du bist wohl geistig verwirrt, dass du meinst, dass dieses Ding mit dir spricht. Oder doch? Gut, das zu klären habe ich noch 'ne Menge Zeit. Hat dieses Kleinchen nicht gerade "Stimmt" erwidert. Werd ich verrückt? Oder?
***
Eszira Gast - Nicht mehr aktiv
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Nun hievte sie sich die Plantakatze auf die Schulter und schrie wiederum vor Schmerzen laut auf. Die Wunde an ihrer Schulter begann bohrend zu pochen und sie hielt sich kaum auf den Beinen. Das verletzte Bein musste sie entlasten, richtig auftreten konnte sie damit nicht. Suggestiv hämmerte sie in ihren Schädel die Worte: „Ich bin eine Kriegerin, ich bin eine Kriegerin …“, sie murmelte das immer wieder vor sich hin, „Kriegerinnen fühlen keinen Schmerz …“ Humpelnd machte sie sich auf den Rückweg. Jeder Atemzug war eine Qual.
Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen … Ich muss es schaffen … ich bin eine Kriegerin … Kriegerinnen fühlen keinen Schmerz … einatmen, ausatmen … ich darf nicht stehen bleiben … ich darf mich nicht setzen … einatmen, ausatmen … nicht an die Schmerzen denken … nicht daran denken, dass das Vieh auf meinen Schultern schwerer und schwerer wird … es ist leicht … es ist leicht … ich merke sein Gewicht nicht mehr … ich merke sein Gewicht nicht mehr …
Estszira schleppte sich mühevoll und das kleine Grasklümpchen auf 4 Beinen folgte ihr. Eszira hatte nur noch die wenigen Gedanken in ihrem Hirn.
Einatmen, ausatmen … ich bin eine Kriegerin und Kriegerinnen fühlen keinen Schmerz … einatmen, ausatmen …
Mehr ließ sie nicht zu und die kleine Planta war völlig aus ihren Gedanken verschwunden. Ihr Körper bewegte sich wie eine Maschine. Sie hämmerte sich immer wieder ein:
Einatmen, ausatmen …
Je weiter sie lief, um so mehr wankte sie unter dem Gewicht der toten Plantakatze. Ihre Willenskraft verdrängte das Gewicht, verdrängte den Schmerz und ließ sie automatisch ein Bein vor das andere setzen. Nach Verlassen des Waldes stürzte sie zu Boden und keuchte schwer. „Nur ein bisschen Ruhe. Leg dich kurz hin, du bist müde, deine Wunden schmerzen …“, sprach sie zu sich selbst. Die fetten, blau schillernden Fliegen bildeten eine schwirrende Krone um ihren Kopf. „Meister Da-o“, die Worte kamen nur noch röchelnd aus ihrem Mund, „ich kann nicht mehr, mein Bein, meine Schulter, meine gebrochene Rippe. Wie soll ich es schaffen, dieses Biest nach Hause zu schleppen. Ich schaffe das nicht. Was soll ich machen?“ Eszira schien es, als ob eine Stimme im Inneren ihr ganz leise Mut zusprach: „Eszira meditiere!“ Sie schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn: „Warum ist mir das nicht schon eher eingefallen? Meditieren, das würde mir Meister Da-o raten.“ Eszira setzte sich neben den toten Katzenkörper und versenkte sich in die Meditation. Ihr Körper entspannte sich und sammelte Kraft für den letzten Weg, den sie gehen musste. Das Kleinchen lag neben ihr, ruhte sich aus und wahrscheinlich flösste es auch Eszira ein bisschen Mut und Vertrauen ein. Wer weiß?
Die Nacht verging, der neue Tag brach an. Die Sonne kitzelte Eszira in der Nase. Sie musste laut niesen, schrie wegen der Schmerzen erneut auf und öffnete die Augen. Und wirklich, die tote Plantakatze lag immer noch vor ihren Füßen. Es war kein Traum. Auch ihr Körper erinnerte sie peinigend daran, dass sie mit diesem Tier gekämpft hatte. An ihrer Seite schlief das kleine Tier, erwachte auch langsam, reckte sich, streckte sich, fuhr die kleinen Krallen aus und maunzte laut. Mühsam erhob sich Eszira und hievte das tote Tier auf ihre Schultern und schlug auf die Fliegen ein, damit die das Weite suchten. Ihre Wunden hatten aufgehört zu bluten und bildeten einen dicken Schorf. Das Atmen fiel ihr schwer. Die gebrochene Rippe stachen höllisch in ihrem Brustkorb.
Na los Kleinchen. Da wollen wir mal. Nur noch eine letzte Anstrengung und wir werden die Halle zu Tsorondor erreichen.
Ihre Beine schienen unter der Last fast einzubrechen, aber sie trug das Tier und schleppte sich mit ihren verbliebenen Kräften in den Innenhof der Halle zu Tsorondor.
Ihr Vater erwartete sie schon. Eszira ging zu ihm und warf die Plantakatze vor seine Füße. Sie kniete nieder, streckte ihre Arme aus: „Herr von Tsorondor, hier nimm die Plantakatze an. Sie sei dieser Halle und unseren Stamm der Unbesiegbaren gewidmet. Wir haben gekämpft, die Plantakatze und ich. Sie wollte mir ihren Willen aufzwingen. Sie schaffte es nicht. Mit einem Stoß meines Dolches Kantschaa tötete ich sie, als sie über mir lag und meinen Kopf in ihrem Maul zerquetschen wollte. Diese Anmaßung bezahlte sie mit ihrem Leben.“
Aschoko ter Tsarandul, der Herrscher der Halle, trat auf Eszira zu, half ihr aufzustehen und verkündete: „Tochter der Halle von Tsorondor. Du bist in den Kampf gezogen, du hast die Plantakatze getötet, du hast bei diesem Kampf deinen Blutzoll geleistet.“ Er hob seine Arme empor: „Tochter der Halle von Tsorondor, ich nehme dich feierlich in unseren Bund der Krieger auf, in den Stamm der Unbesiegbaren. Du seiest nun in unseren Reihen willkommen. Deine Taten sollen in das Buch unseres Stammes und unseres Hauses eingetragen werden. Dein Kampfname lautet ab heute Zira. So sei es, auf immer und ewig, solange es die Halle zu Tsorondor geben wird.“ Er legte ihr einen dunkelgrünen Umhang mit silbernen Mäandern um ihre Schultern.
Eszira verbeugte sich stolz vor ihren Vater. Der nahm sie in seine Arme: „Meine Liebe, du bist eine wahrhafte Tochter unserer Halle. Du bist hart, wie der Stamm unseres Tschalakalobaumes und stehst fest wie seine Wurzeln in unseren Traditionen. Ich freue mich für dich. Mein Herz ist bei dir. Er drückte seine Tochter fest an sich. "Zira, nun musst du mir aber noch sagen, was du da für ein Tierchen mitgebracht hast. Ich sehe eine kleine Plantakatze. Wieso ist sie mit dir gegangen?"
"Weißt du Vater, sie war auf einmal da. Dieses tote Biest ist ihre Mutter gewesen. Meinst du nicht, dass ich jetzt Verantwortung für das Kleinchen tragen sollte?"
"Mhm, früher, vor vielen, vielen Zeiten, lebten Plantakatzen auch in den Hallen unserer Vorfahren."
"Vater, ich habe gefühlt, was diese kleine Tier denkt. Ich weiß nicht recht, ob ich dazu denken sagen sollte. Denken Tiere? Aber sie hat mir Mut, Vertrauen und Kraft eingeflößt. Ist das möglich?"
"Es gibt viele Legenden über die Plantakatzen. Damals, als sie auch in unseren Hallen lebten, waren sie unsere Kampfgefährten. Sie wurden ihren Müttern von ganz klein an gestohlen und von Hand aufgezogen. Mit dir werden die alten Legenden wieder zum Leben erweckt. Ich liebe dich. Aber nun geh und lass dir deine Wunden behandeln.
Eszira lag auf ihrem Bett. Zu ihren Füßen hatte sich das Kleinchen hingestreckt. Die Heilerin und Alchemistin Ameritza versorgte Esziras Wunden, strich kühlende und heilende Salben darauf und verband sie. Sie hatte ihrem Schützling einen Trank gebraut, der sie in einen friedlichen Schlaf gleiten lassen sollte.
Stolz hob und senkte sich Esziras Brust. Sie war Kriegerin. Sie hatte es geschafft. Sie war in den erlauchten Kreis ihrer Vorfahren getreten.
Eszira wurde müder und müder, die Augen fielen langsam zu. Der Schmerz verlor sich in der Dunkelheit. Der Schlaf hatte sie in seine Arme genommen. An seinem Herzen konnte sie endlich entspannen.
***
Gast Gast
Thema: Kira schläft noch und ich halte einen Rückblick So 30 Okt 2011 - 10:15
Schreiber Silas: Kira schläft noch und ich halte einen Rückblick
Als ich mitten in der Nacht wach werde, schläft Kira fest und friedlich. Ich bewundere ihn, wie ich ihn da so mit zufriedenem Gesicht liegen sehe. Aber der blonde Bengel hat ja auch einen Grund, jetzt zufrieden zu sein – nach all den gefährlichen Abenteuern, die er bisher erlebt hat, bei mir in Sicherheit zu sein. Ich aber, der mitten in der Nacht aufsteht, weil er gerade deswegen nicht schlafen kann und nur unruhige Träume hat, ich beschäftige mich nur mit einem Problem eines 13-jährigen Jungen, was schon längst gelöst ist. Sonst läge er ja nicht in meinem Bett und schläfe den Schlaf der Gerechten.
Gestern Abend war es spät geworden und ich hatte eingesehen, dass er nicht mehr fähig gewesen war, weiter zu erzählen. Vor lauter Gähnen seinerseits hatte ich nämlich nur die Hälfte von dem verstanden, was er versuchte, mir zu erklären. Gerne hätte ich gewusst, was das denn für ein Gefühl gewesen war, in einem Kristall eingeschlossen zu sein. Nein, Diamant hatte er gesagt ... nun ja, ist ja auch ein Kristall. Aber dann war er einfach im Sessel eingeschlafen. Als ich ihn dann endlich ins Bett gebracht hatte und ihn zudeckte, murmelte er im Schlaf noch: „Ronel, sei vorsichtig bitte!“
Heute will er mir weiter erzählen, was passiert ist. Ich schalte meinen Computer an und checke mein bisher geschriebenes Manuskript nach Schreib- und Flüchtigkeitsfehlern durch. Mannomann, ist das ein Ding, was wir bisher geschrieben haben. Da hat er endlich diesen ... Elben gefunden und erkennt dann, dass er mit ihm zusammen gefangen ist. Und dieser Ahriman scheint mir ein ganz fieser Typ zu sein. Zuerst ganz piekfein tun, dann die Masche mit den schwarzen Biestern durchziehen, um ihn anschließend einzusperren. Da sieht man mal wieder: Den Äußerlichkeiten kannste nicht trauen. In jedem feinen Pinkel mit Anzug und Krawatte kann ein dreckiger Gauner stecken, der dich ans Leder will. O Mann, wie ich solche Typen hasse.
Ich stehe auf, laufe zum Fenster, um es zu öffnen und setze mich dann nachdenklich in den Sessel. Zuerst waren da die schwarzen Drachen gewesen, die Kira’s Stadt zerstörten und damit auch seine Eltern ermordeten. Dann hatte er vor den Toren der verbrannten Stadt ein Amulett gefunden, in dem dieser Silberdingsbums steckte, äh .. Silberglanz. - Ich schnippe mit den Fingern: Dann müsste Kira auch da drin gewesen sein. - Weiter. Dann ging er zu den Thora, die wegen dem Amulett ganz erschrocken waren. Das heißt mit anderen Worten, dass die und ihre Vorfahren schon negative Erfahrungen damit gehabt haben. – Bingo! – Ich stehe auf und gehe zum Fenster, Kira’s Lieblingsplatz, und überlege weiter. – Er gerät dann in der Bibliothek in einen Tunnel, der ihn ziemlich weit bringt – ich nehme an, mit Zeitverkürzung. Denn so eine riesige Strecke quer durchs Land hätte ihm Wochen gekostet. Auch die Allee mit den schrecklichen Steinfiguren war ja irrsinnig lang, und die hat er ja auch relativ schnell durch einen Sprint geschafft. Was heißt hier relativ?! Vielleicht hat er die Zeit auch anders wahrgenommen als ich, dem er das Ganze ja nur erzählt. – Komisch ist auch das Eintauchen in den Kristallpalast und das Auftauchen dieses schnieken Herrn mit seinen Katzen. Ansonsten habe ich Katzen ja sehr gerne, auch große. Aber diese müssen ganz besondere Biester gewesen sein, die nur so aussehen wie Katzen. Ja, das wäre die Möglichkeit. Er ist geführt worden. Er hat bisher unbewusst genau das getan, was andere oder ein anderer von ihm wollte. Rätselhaft bleibt auch immer noch, was währenddessen seine Freunde und seine Vorfahren machen und ... wie er da wieder rauskommt. Aus dem Kristall, meine ich.
Im Schlafzimmer rührt sich was. Kira wird sicher gleich munter sein. Dann mache ich lieber schon mal das Frühstück. Mit heißem Friesentee, halbweich gekochten Eiern, frischen Brötchen, Butter und Erdbeermarmelade fängt der Tag bestimmt gut an. - Hoffe ich.
„Was hältst du davon, wenn wir das Buch zu Ronel bringen?“
Jonal stand immer noch ungläubig vor Naiiro und blätterte ratlos im Buch der Legenden hin und her. Vor allem das Gedicht ließ ihm keine Ruhe, weil es total rätselhaft war. Einiges war ihm zwar schon klar, aber nur, weil es von Anfang an so gewesen war. Wie zum Beispiel die Zeile „Zu Zeiten wird kommen das schwarze Wesen, will unterjochen alles ganz bewusst.“ Denn soweit er sich erinnern konnte, waren da immer schwarze Wesen gewesen. Die bösen Drachen gegen die friedliebenden Thora. Man könnte auch sagen: Die Großen jagen die Kleinen - das wird wohl ewig so sein, auch wenn die Kleinen ihnen nichts getan haben und nur in Ruhe und Frieden leben wollen.
„Vielleicht später“, antwortete Naiiro, „Aber jetzt macht das noch keinen Sinn.“
„Und wieso nicht?“
„Weil wir noch nicht mal ansatzweise wissen, was das bedeutet. Steht da denn nichts anderes drin? Richtig geschrieben, meine ich.“
Jonal legte das Buch wieder auf den Boden, weil es ihm in der Hand zu schwer wurde und lehnte sich etwas vor. Dann blätterte er noch einmal, diesmal genauer, alle Seiten durch.
„Hier ist etwas, das sieht aus, als ob es mit sehr heller Tinte geschrieben wurde.“
„Fast durchsichtig?“
„Ja. Man kann es kaum erkennen.“
„Halt es mal höher, damit ich es auch lesen kann.“
Jonal stand aus seiner gemütlichen Sitzposition auf und hielt das Buch mit den aufgeschlagenen Seiten Naiiro hin. Der schnüffelte etwas auf der Seite herum, schien zu grübeln, fuhr mit dem Kopf etwas zurück und ließ einen ganz feinen Feuerstrahl auf die Buchseite los.
Mit einem Aufschrei sprang Jonal zurück und ließ das Buch dabei fallen. „He, was soll das?! Willst du das Buch verbrennen???“
Naiiro schmunzelte und schüttelte dabei den Kopf. „Nein. Aber hast du nicht in der Schule aufgepasst, als von unsichtbarer Geheimtinte die Rede war?“
„Du meinst...?“ Jonal hob das Buch hoch und schlug es wieder auf. Dabei legte er zuerst seine Stirn kraus, dann aber zog er staunend die Augenbrauen hoch: Denn auf der Seite, die Naiiro bald verbrannt hätte, war eine hellblaue Schrift erschienen. „Kobaltchlorid!“ murmelte er staunend. „Wäre ich nie drauf gekommen!“
„Nicht staunen, sondern lesen. Sonst verblasst sie wieder!“
Und Jonal hockte sich wieder hin und las einen klitzekleinen Teil der Zukunft Almorias...
Ronel Meister
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Thema: Re: 3 - Gefährliche Situationen Mi 2 Nov 2011 - 15:39
Ein dutzend Biester
Diese Biester waren schwarze Wildkatzen. Doch woher die kamen wusste keiner, denn solche Tiere lebten nicht hier im Fluchwald. Sie drängten die Wachen über den Platz in Richtung des Sprechpodestes, auf dem Felsenrau und die beiden Thora standen. „Männer, sie sind in der Überzahl, aber gebt euer bestes! Diese jämmerlichen Kätzchen werden uns schon nicht fertig machen, auch ohne unseren anderen Kämpfern!“ versuchte der Hauptmann zu ermutigen. „Los!“ rief er, als die Bestien zum Angriff ansetzten. Die Soldaten griffen an und schlugen mit ihren Waffen drauf los.
Kurz darauf sprang Felsenrau mitten im Gefecht mit einem Satz gegen eines dieser Ungetüme, das gerade einen seiner Leute zu Boden drückte. Er schubste es von ihm runter und rutschte mit dem Biest gegen eine Wand. Unglücklicherweise flog ihm dabei aber sein Schwert aus der Hand und das erschwerte die Sache. „Ronel. Oder Minto. Kann mir mal einer mein Schwert zu werfen, bitte?!“ forderte Felsenrau die beiden auf. Aber just in dem Moment stand die Katze auf und sprang auf ihn zu. Es war zu spät um ihm sein Schwert zurück geben, doch Ronel und Minto ergriffen die Chance und warfen sich gezielt mit ihren Messern voraus auf den Rücken des Ungeheuers und brachten es zu strecke. „Danke, Jungs. Die Thora sind also doch zu etwas fähig. Aber das war nur ein Biest. Helft mir mal ein bisschen hoch.“ sagte Felsenrau und holte daraufhin sein Schwert zurück.
„Sir Felsenrau, es sind zu viele. Wir schaffen es nicht, wenn nicht bald ein Wunder geschieht!“ machte einer der Soldaten drauf aufmerksam.
Mor'anh Im Volk aufgenommen
Anzahl der Beiträge : 103 Anmeldedatum : 16.03.10 Alter : 50 Ort : Santiago de los Caballeros de Mérida, Venezuela
Thema: Re: 3 - Gefährliche Situationen Do 3 Nov 2011 - 3:32
Mor’anh hörte auch schon das Geschrei, vermischt mit dem Gebrülle und Gefauche aus unzähligen Katzenkehlen. Das hörte sich nach einem ungleichen Kampf an und Mor’anh wusste aus Erzählungen, dass viel Geschrei ein Zeichen von Flüchtenden war, die einsahen, dass sie keine Chance haben.
Aber ein Khentorei hat immer eine Chance – notfalls nimmt er sie sich einfach.
„Also los, Racho!“ Und sofort preschte das riesige Einhorn los und schlug sich gnadenlos durch das Unterholz des Waldes. Das Kampfgetümmel wurde lauter. Plötzlich standen sie vor einem Vorhang aus Schlingpflanzen. Mor’anh sah, was da los war. Er sah auch die kleinen Thora, die mit Wagemut kämpften. Die Elben hatten sich in der Mitte und am Rand aufgestellt, hatten aber keine Chance gegen die riesigen schwarzen Katzen, die ihnen erneut näher kamen. Mehrere verletzte und sogar tote Elben lagen schon am Boden, aber die katzenähnlichen Tiere schienen sich wohl hauptsächlich für die Thora zu interessieren.
„Da kommen wir ja genau richtig“, murmelte Mor’anh und hob Speer und Schwert. „LOS RACHOOO!!!“ Sofort senkte das Davlani seinen Kopf und brachte sein Horn in Angriffstellung. Dann durchbrachen beide den Vorhang und stürmten auf die riesigen Katzen zu, die jetzt direkt vor den Elben und den Thora standen und sich gerade sprungbereit gemacht hatten. Aber der Kampfschrei „Aiiiiajajajajaiii“, der in ihrem Rücken ertönte, ließ sie augenblicklich zusammenfahren. Fauchend drehten sie sich um und stellten sich dem neuen Feind. Ein besonders großer schwarzer Panthera sprang instinktiv Racho an und heulte seinen Todesschrei zugleich, als Racho ihn mit seinem Horn durchbohrte. Zwei weitere hatten ebenfalls kein Glück und wurden von Mor’anh regelrecht geköpft. Zornig, und immer noch den Überraschungseffekt ausnutzend, schlugen sich Mor’anh und Racho blitzschnell eine Bresche zu den Thora und den Elben, die erstarrt waren, als da plötzlich ein wilder Krieger mit einem Einhorn eingefallen waren. Jetzt erwachten sie wieder aus ihrer Ohnmacht und griffen ebenfalls wieder ein.
Es war ein ungleicher Kampf, den Mor’anh und Racho schließlich entschieden, indem sie das größte Ungetier, welches wahrscheinlich der Rudelführer gewesen war, vor sich hertrieben und am Waldesrand mit dem Speer erstechen mussten, weil es wie von Teufeln besetzt, trotz mehrerer großer Wunden, immer wieder fauchend und brüllend angegriffen hatte. Und mit seinem Tod verschwand es einfach. Von einer Sekunde bis zur nächsten war es einfach weg, aufgelöst. Zurück blieb nur ein wenig ganz feiner ... Steinstaub.
Als Mor’anh mit Racho zurückkam, sah er, dass auch hier sämtliche Leichen der Untiere spurlos verschwunden waren. Aber der Siegesjubel war riesengroß. Mor’anh stieg von Racho’s Rücken und ging sofort zu den beiden Thora, wo er sich verbeugte: „Ronel und Minto? - Ich freue mich, euch kennen zu lernen. Ich biete euch meine Freundschaft an.“
(Jonal hat mir bei der Kampfbeschreibung geholfen)
Eszira Gast - Nicht mehr aktiv
Anzahl der Beiträge : 58 Anmeldedatum : 23.09.11 Alter : 74
Zira dämmerte viele Tage vor sich hin. Sie erwachte zwischendurch, wenn Ameritza ihre Wunden wieder und wieder versorgte und manches Mal meinte sie, dass sie ein Schwall positiven Denkens durchströmte und eine Katzenzunge ihr rau über die Wangen leckte. Dann war es soweit. Sie schlug die Augen auf. Das Blut pulsierte wieder kraftvoll durch ihre Adern. Sie sprang auf, reckte ihre Glieder.
Na mein Kleinchen, hast mich gewärmt als ich krank darnieder lag. Wir werden wohl doch noch Freunde werden.
Zira spürte wie das Katzentier „Freude“ übermittelte.
Ich weiß, mein Kleinchen, wir sind alle beide glückliche Menschen. Pah, Mensch und Tier, wollte ich sagen.
Zira lachte und tätschelte das Wesen.
Einen Namen brauchst du, würde ich meinen. Wie sollen wir uns sonst verständigen? Wie wär‘s mit Dayo? Nein, nein, ich weiß Eshe bist du. Eshe! Das passt zu dir. Eshe, der Name lächelt.
Ich merke, dass dir der Name gefällt. Gurnata tajba Eshe. Ich grüße dich, Eshe. Da strahlst du, mein Kleinchen. Ja, ich fühle es. Nun aber geht’s ans Lernen. Komm einfach mit, wenn ich in den Übungssaal gehe. Ich war schon lange nicht mehr dort und meine Glieder scheinen eingerostet zu sein.
Zira zog ihren Anzug an und ging in das Übungszimmer. Da-O saß auf einer Matte und meditierte. Er schien zu spüren, dass er nicht mehr allein war, denn er öffnete seine Augen. „Da bist du ja Zira. Was bringst du da für ein abscheuliches Wesen mit? Und das in meinem Übungsraum? Was soll das Zira?“
Eshes borstiger weicher Stachelkranz stellte sich steil auf. Das Katzentier grollte, noch nicht laut, aber doch schon hörbar, trotz seiner Kleinheit.
Zira stemmte ihre Arme in die Hüfte: „Da-O, ich höre wohl nicht richtig. Meine Achtung gebührt dir, das weißt du, aber ich dulde nicht, dass du etwas gegen Eshe sagst.“
„Aber du weißt, dass dieses Monster auf vier Pfoten eine Plantakatze ist?“
„Na und? Was willst du damit sagen? Wusstest du nicht, dass Plantakatzen früher in unseren Hallen wohnten? Wusstest du nicht, dass sie Kampfgefährten waren, in einer Zeit, die schon sehr lange zurückliegt? Warum, Da-O, warum - ich frage dich - sollte es nicht wieder so sein wie damals?“
„Na, da hast du dir viel aufgehalst, Mädchen. Aber du bist die Kriegerin. Du hast das Sagen. Wenn du es für richtig hältst, dann zähme sie.“
„Es ist ein ER, Dao, ein ER.“
„Gut Zira, sie ist ein ER und heißt Eshe. Du musst wissen, was du machst. Wollen wir nun üben?“
Da-O gewöhnte sich an Eshe und Eshe an Da-O. Es entstand aber keine empathische Bindung zu ihm wie zu Zira.
Ameritza, die Alchemistin dagegen, half Zira bei der Zähmung von Eshe.
„Kennst du die Legenden aus alter Zeit, Zira?“
„Nein Ameritza. Vater meinte nur, dass ganz früher, irgendwann Mal, die Plantakatzen zu den Hallen gehörten.“
„Weißt du, es war früher nicht so, dass die Goschuren Plantakatzen töteten. Die Köpfe aus Holz geschnitzt an den Ecken der Halle deines Vaters kommen nicht von ungefähr. Früher gingen die jungen Krieger in den Wald und töteten die Plantakatzen nicht. Sie raubten nur ein Junges ihrer Mutter und brachten es mit. Das war damals ihre Prüfung. In den vielen Kämpfen bildeten Katze und Goschure ein Team. Die Katze unterstützte mit ihren empathischen Kräften die Krieger.“
„Ich spüre diese Kräfte jeden Tag stärker, Ameritza.“
„Es waren nicht nur diese Kräfte. Die Katzen können auch ein Bild von sich projezieren und die Gegner dadurch verwirren. Der Feind will das Abbild angreifen und gibt sich eine Blöße, die die Goschuren-Krieger nutzten.“
„Wieso töten wir heute Plantakatzen?“
„Eines Tages, es war vor langer, langer Zeit, wie die Legenden berichten, hatte ein ungestümer und undisziplinierter Krieger seiner Plantakatze ein großes Leid zugefügt. Sie rächte sich und tötete ihn. Seit dieser Zeit misstrauen die Goschuren den Plantakatzen und töten sie. Du bist die erste, meine Kriegerin, die wieder eine Plantakatze in die Hallen bringt und zwar lebend.“
„Sie hat sich selbst eingeladen, Ameritza“.
„Das glaubst du. Sie hat gespürt, dass du eine große Kriegerin werden wirst. Und sie folgte dir deshalb. Eshe ist eine ganz besondere Plantakatze. Eine vom alten Schlag, obwohl sie noch so jung ist. Sie hat das Blut ihrer Vorfahren in sich, das Blut, dass sie an deine Seite geführt hat. Sie will dein zweites Ich werden.“
Zira lauschte mit offenen Mund der Erzählung Ameritzas.